Zwei Porträts – ein Mann und eine Frau –, die einander ansehen. Es handelt sich um Brustbilder, die Porträtierten werden zwischen zwei Säulen unter einem Bogen dargestellt. Die beiden Gemälde gehören zu einer Gruppe von Porträts, die für das Monastero della Colomba, einem Kloster in Cremona, erstellt wurden. Die gesamte Gruppe entstand über einen längeren Zeitraum und ist in Bezug auf Technik, Stil und Ikonographie homogen.

Genau wie alle anderen sind auch diese beiden Bilder der Gruppe als Hochzeitsporträts gefertigt worden. Es wird vermutet, dass das Gebäude, in dem sie ursprünglich hingen, zunächst eine andere Funktion hatte, bevor es später als Kloster diente. Möglicherweise ließen die Mönche aber auch Hochzeitsbilder aufgrund ihrer Hochzeit mit Gott anfertigen. Die Bildergruppe wird von alters her dem Atelier von Bonifacio Bembo zugeschrieben.

Bonifacio Bembo (geb. 1420 in Brescia, gest. ca. 1482) war ein norditalienischer Renaissance-Maler, der vor allem in Cremona tätig war. Nur zwei Bilder können mit Sicherheit Bembo selbst zugerechnet werden, nämlich die Porträts von Francesco Sforza und Bianca Maria Visconti, die in der Pinacoteca di Brera in Mailand hängen.

Diese beiden Bilder müssen in diesem Zusammenhang explizit erwähnt werden, nicht nur, weil Bembo durch sie als Porträtmaler eingeordnet werden kann, sondern vor allem auch wegen des dort vorhandenen Schmuckstücks am Ärmel der Frau. Dieses Schmuckstück aus Perlen und Rubinen mit einem Engel auf der Oberseite ist auch häufig auf den Porträts für das Monastero della Colomba zu sehen. Die Porträtierten tragen es im Haar oder auf der Brust. Es wird angenommen, dass das Schmuckstück auf den ersten für das Kloster gefertigten Porträts im Haar der Männer und Frauen steckte und erst bei späteren Bildern auf der Brust getragen wurde.

Durch die stilistischen Ähnlichkeiten der in diesen Porträts verwendeten Architektur, durch die um die Säulen geschlungenen Bänder und durch die Art, wie die Arkade dargestellt ist, wird deutlich, dass diese beiden Bilder im Atelier von Bonifacio Bembo für das Monastero della Colomba in Cremona entstanden sind.

Der Porträtzyklus im Monastero della Colomba muss sehr einflussreich gewesen sein. Denn in Cremona und Umgebung sind im Laufe der folgenden Jahrzehnte diverse Zyklen von Porträts entstanden, oft mit anderen Säulen und Arkaden und in unterschiedlichen Größen.

Literatur:
Roberta Aglio, ‘Le tavolette da soffitto del monastero della Colomba a Cremona’ in Arte Lombarda, Nuova serie, No. 145 (3) (2005), pp. 56-61.
Mario Marubbi, ‘Appunti sulla fortuna delle tavolette da soffitto in Lombardia’ in Pettenelle e cantinelle a Cividale fra Medioevo e Rinascimento Tabulae Pictae, Milaan 2013, pp. 108- 113