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Deutsche astronomische Renaissance Türmchenuhr



Deutsche astronomische Renaissance Türmchenuhr

Im Europa des 16. Jahrhunderts spiegelten die Sammlungen derjenigen, die reich und mächtig genug waren, um eine solche Sammlung zu besitzen, das Interesse der Sammler wider. Eine Kunstkammer war in dieser Zeit im deutschsprachigen Teil Europas nicht nur eine Ansammlung von Kuriositäten. Die Sammler waren durchdrungen vom theoretischen Konzept der Kunstkammer als Widerspiegelung des Wissens über die Welt und deren Erzeugnisse. Viele Kunstkammern besaßen wissenschaftliche Instrumente, Globen und Uhrwerke. Am liebsten wählte man Uhren aus, die nicht nur die Zeit, sondern auch kalendarische oder astronomische Informationen anzeigten.
Diese seltene und besondere deutsche Tischuhr (Türmchenuhr) mit Viertelschlag und Astrolabium wurde um 1560 herum gefertigt. Ihr feuervergoldetes Kupfergehäuse zeigt an allen Seiten Ziselierungen mit arabesken Schnörkelmotiven im östlichen Stil.

Die Ecken zieren aufwendig ausgeführte, gegossene und nachbearbeitete Pfeiler mit Kapitellen und Basen, während die obere Kante aus einer runden, ausgesägten und gravierten Säulengalerie besteht, in der zwei Glocken zu sehen sind. Das Ganze ist versehen mit einer üppig durchbrochen gesägten Kuppel, bekrönt von einer geflügelten Chronosfigur mit deren üblichen Attributen: einer Sichel und einer Sanduhr. Die Kuppel ruht einerseits auf prächtigen Stützpfeilern, die mit Blattmotiven geschmückt sind, welche die Verzierungen der Eckpfeiler widerspiegeln, und andererseits auf Stützpfeilern in der Form von Männern, die das Dach zu tragen scheinen. Rundherum ist ein Kranz aus Fialen angebracht, während die Ecken mit kugelförmigen Fialen in der Gestalt eines Granatapfels verziert sind. Der viereckige, ausgestellte Fuß der Uhr ist sowohl mit C-Voluten als auch mit Obst- und Blattmotiven dekoriert. Das Ganze steht auf vier knieenden Einhörnern.

An der Vorderseite der Uhr ist ein großer Ziffernring mit Astrolabium angebracht. Der äußere, vergoldete Messingring hat einen Ziffernring mit den arabischen Ziffern von 1 bis 24 mit Kugelendmaßen, während weiter innen ein versilberter Ring mit römischen Ziffern (zweimal I-XII) angebracht ist. Beide dienen der Zeitanzeige durch einen Zeiger mit Sonnenmotiv und einen weiteren, gegenüberliegenden Zeiger. Noch weiter innen befindet sich ein „Jahrring“ mit den Monaten und Monatsdaten, wobei das Datum mithilfe eines Zeigers mit Mondmotiv angegeben wird. Mit diesem Ring ist ein exzentrischer Ring verbunden, auf dem die Tierkreiszeichen angebracht sind. So kann man gegen den versilberten, gravierten Untergrund den Stand der Sonne im Tierkreis ablesen, ebenso die Zeit von Sonnenauf- und  untergang sowie andere astronomische Daten. Die Mitte des Zeigersystems ist mit einer Skala von 1 bis 29,5 versehen, auf der die Mondphase vom Schweif des Mondzeigers abgelesen wird. In einem runden Loch in der Mitte, in das ein Aspektarium eingraviert ist, wird die Mondphase angezeigt. Auf der Rückseite befindet sich ein Ziffernring, auf dem der Stand des Uhrschlagwerkes (1-12) angegeben wird. Dort ist ein kleines Loch, über das das Schlagwerk bei Bedarf eingestellt werden kann. An der Seite gibt es einen ähnlichen Ring mit arabischen Ziffern, an dem die Weckzeit eingestellt wird. Die Uhr verfügt über vier Löcher zum Aufziehen, von denen drei auf der Rückseite zu finden sind: vor dem Schlagwerk, dem Viertelstundenschlagwerk (über eine verlängerte Achse) und dem Wecker. Das Gehwerk wird von der Vorderseite aus über eine Zahnradkonstruktion aufgezogen, dadurch kann der Aufziehmechanismus rechts unten sitzen.

Das Uhrwerk besteht komplett aus Eisen (spätere Teile wie Gangrand und Kronenrand sind aus Messing) und hat eine Gangdauer von 24 Stunden. Angetrieben wird es mithilfe von drei Federn (in eisernen Federtrommeln) über Schnecken, die durch Ketten mit den Federtrommeln verbunden sind. Das Gangwerk ist mit einer Spindelhemmung und einem Pendel (beide später, Pendel fehlt) an der Vorderseite der Uhr ausgestattet. Das mithilfe einer eisernen Schlossscheibe geregelte Uhrschlagwerk gibt die vollen Stunden auf einer Glocke mit tieferem Ton an. Das ebenso mit einer Schlossscheibe geregelte Viertelstundenschlagwerk gibt die Viertelstunden auf einer heller klingenden Glocke an.
Die Uhr ist zudem mit einer Weckervorrichtung ausgestattet. Unter der Glocke befindet sich ein Knöpfchen, mit dem der Wecker ein- und ausgestellt werden kann, während die Weckzeit an der Seite der Uhr eingestellt wird.

Die Blumka-Provenienz
Leopold Blumka war ein akademischer Spezialist für mittelalterliche Renaissance- und Barockkunst. Die Blumka Gallery wurde in den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts in Wien gegründet. Ende der 30er Jahre des 20. Jahrhunderts übersiedelte das Unternehmen unter der Aufsicht von Leopold Blumka nach Manhattan.
1939 zog die 19-jährige Ruth Zickel, Tochter von bedeutenden Händlern für expressionistische Gemälde, nach New York. Sie heiratete Leopold Blumka, arbeitete ab 1942 in der Galerie und setzte dabei ihren Charme und ihr Raffinement ein. Die Galerie verkaufte exzellente Werke und war mit ihren Verkäufen an Museen und wichtige Privatsammler wie Robert Lehman, die Untermeyers sowie Belle und Jack Linsky sehr erfolgreich. (Einige der verkauften Werke hängen heutzutage im Metropolitan Museum of Art.) Leopold und Ruth hatten zwei Kinder, Vicky und Tony. Neben ihrer Arbeit in der Galerie waren die Blumkas auch selbst Kunstsammler. Ihre Privatsammlung enthielt mehrere Renaissance-Uhren. Eine Reihe von ihnen wurde für die Ausstellung „Northern European clocks in New York Collections“ im Jahr 1972 verliehen.
Die Blumkas verschenkten regelmäßig Kunst an Museen, unter anderem an The Met Cloisters in New York, die Walters Art Gallery in Baltimore und die National Gallery in Washington, D. C.
Als Leopold 1973 starb, führten Ruth und ihre Tochter das Unternehmen erfolgreich weiter. 1978 eröffnete Tony Blumka seine eigene Galerie mit mittelalterlicher Kunst und zeitgenössischen Gemälden. Nach dem Tod seiner Schwester Vicky 1990 tat sich Tony mit seiner Mutter zusammen, um das Familienunternehmen weiterzuführen. Ruth starb 1994.

Deutsche astronomische Renaissance Türmchenuhr
Preis auf Anfrage
Epoche
ca. 1560
Material
feuervergoldetes Kupfer
Abmessungen
63 x 42 x 42 cm

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