×
Home Sammlung Veranstaltungen Über uns Kontakt

Italienische Bronzestatue, Narziss, Vincenzo Gemito zugeschrieben



Italienische Bronzestatue, Narziss, Vincenzo Gemito zugeschrieben

Die berühmteste Schilderung des Narziss, die wir kennen, stammt von Ovid, der in seinem Werk Metamorphosen dessen Erlebnisse wiedergibt. Narziss war für seine unglaubliche Schönheit bekannt und lebte für die Jagd. Obwohl sich viele in ihn verliebten, war er nie in der Lage, die Liebe anderer zu erwidern. Er wies alle auf grausame Weise zurück. Eine dieser Zurückweisungen führte schließlich zu seinem eigenen Ende. Eine junge Frau bat in ihrem Kummer die Götter, auch Narziss selbst erfahren zu lassen, wie es ist, jemanden zu lieben, der diese Liebe nicht erwidert. Danach kam Narziss zu einem wunderschönen Teich mit kristallklarem Wasser und beschloss, eine Weile auszuruhen. Als er sich zur Wasseroberfläche hinunterbeugte, um etwas Wasser zu trinken, sah er sein Spiegelbild im Wasser. Er glaubte, einen schönen Geist zu sehen, der direkt unter der Wasseroberfläche lebte, und verliebte sich in sein eigenes Spiegelbild.

Er versuchte, die Erscheinung zu küssen, und berührte mit seinen Lippen das Wasser. Auf der Suche nach einer Umarmung streckte er seine Arme aus. Das Bild verschwand, kehrte aber zurück, wenn das Wasser sich wieder beruhigt hatte, und zog erneut die Aufmerksamkeit des Narziss auf sich. Er brachte es nicht mehr fertig, den Blick vom Wasser abzuwenden, und vergaß zu essen, zu trinken und zu ruhen. Er versuchte, mit dem Bild zu sprechen, bekam aber keine Antwort. Er weinte, aber seine Tränen zerstörten das Bild, woraufhin er zu schreien begann und die Erscheinung aufforderte, ihn nicht immer wieder zu verlassen. So ging es lange Zeit weiter, und Narziss wurde immer schwächer. Er verlor seine Gesichtsfarbe, seine Vitalität und seine Schönheit. Schließlich siechte er völlig dahin und starb. Die Wassernymphen trauerten um ihn und bereiteten die Verbrennung seines Körpers vor, aber der Leichnam war nirgends zu finden. Alles, was von ihm übriggeblieben war, war eine Blume am Ufer, deren gelber Kopf sich zum Wasser neigte. Die Narzisse erinnert uns heute noch an Narziss, der an der Unerreichbarkeit einer unerwiderten Liebe zu Grunde ging.

Diese als Narziss bekannte Skulptur wurde von Vincenzo Gemito (1852-1929) nach dem Original aus Pompeji modelliert, das 1862 bei den Ausgrabungen des Casa Narcisso wiederentdeckt worden war. Die Skulptur wurde damals als Narziss identifiziert und ist seither als solche bekannt. Gemito fertigte mehrere Versionen der Statue an, einige mit dem eingravierten Titel „Narzissus“. Es ist jedoch fraglich, ob die Figur wirklich Narziss darstellen soll. Die Trauben in ihrem Haar, die gehäutete Ziege um ihre Schultern und die Pose der Figur lassen eher an Bacchus denken, der den Panther mit Weintrauben füttert. Auch in der römischen Antike wurde Bacchus bereits auf diese Weise dargestellt.

Vincenzo Gemito wurde als Baby ausgesetzt und anschließend adoptiert. Schon früh zeigte sich seine künstlerische Begabung, und er besuchte Kurse an der Akademie der Schönen Künste in Neapel. Im Alter von 17 Jahren stellte er seine erste Skulptur aus, die sofort Aufsehen erregte. Die Skulptur fiel durch ihren Realismus und Naturalismus auf und war ein Bruch mit der akademischen Tradition. Das Werk wurde vom König gekauft. In den 1870er Jahren war Gemito in Paris ansässig und auch dort wurde sein naturalistischer Stil gelobt.

Die fortlaufenden Entdeckungen in Pompeji waren eine Sensation für Besucher und Interessenten, die alle ein Stück Pompeji in ihr Haus holen wollten. Das sorgte für eine Flut von Kopien römischer Statuen und Vasen, die bei den Ausgrabungen gefunden wurden. Die Nachfrage nach Souvenirs führte einerseits zu einer Massenproduktion von Luxussouvenirs und andererseits zu einem gesteigerten Interesse bei Künstlern, die in dieser Zeit Statuen aus der römischen Antike wiederentdeckten.
Die hier beschriebene Statue fällt in die letztgenannte Kategorie und unterscheidet sich von den massenhaft hergestellten Statuen durch ihre Komposition, die sehr detaillierte Ausführung, wie z. B. die Ziselierung, und die Herstellungsweise, die beinhaltete, dass jede einzelne Statue mit großer Sorgfalt und handwerklichem Können behandelt werden musste. Auf der Oberfläche der Skulptur sind allerlei kleine Stellen zu sehen, die die handwerkliche Bearbeitung erkennen lassen. Es handelt sich um kleine ausgeglichene Unvollkommenheiten und Narben, die einen kleinen Einblick in den Prozess des Gießens geben.

Italienische Bronzestatue, Narziss, Vincenzo Gemito zugeschrieben
Preis auf Anfrage
Epoche
ca. 1865
Material
patinierte Bronze
Abmessungen
60 cm

Weltweite Lieferung möglich