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Französisches Bronzen Skulptur von Apollo, nach François Duquesnoy



Französisches Bronzen Skulptur von Apollo, nach François Duquesnoy

Ein junger Gott steht in einem dynamischen Kontrapost neben einem Baumstumpf. In seiner linken Hand hielt er ursprünglich einen Bogen, seine rechte Hand befindet sich in der Position, die man einnimmt, um einen Pfeil von einer gespannten Sehne schnellen zu lassen. Es handelt sich um Apollo, der seine Fertigkeiten als Schütze demonstriert. In den Fuß der Skulptur ist ein Renaissance-Muster eingraviert. Diese Skulptur wurde nach einem Modell von François Duquesnoy gegossen.

François (Frans) Duquesnoy (geb. in Brüssel am 12. Januar 1597, gest. in Livorno am 12. Juli 1643) war ein prominenter Barock-Bildhauer aus den südlichen Niederlanden, der einen ansehnlichen Teil seines Arbeitslebens in Rom verbrachte. Wegen seiner Herkunft aus Brüssel nannte man ihn in Italien Il Fiammingo (der Flame). In Frankreich war er als François Flamand bekannt. Duquesnoys Vater Hieronymus Duquesnoy der Ältere (1559 – 1621) war Bildhauer am Hofe von Erzherzog Albrecht von Österreich und Erzherzogin Isabella von Spanien. Als Duquesnoy nach Rom kam, studierte er seinen Biografen zufolge sehr detailliert die klassische Bildhauerkunst. Man sagt, dass er sogar auf das Reiterstandbild von Marcus Aurelius kletterte, um die Finessen des Gusses ergründen zu können. 1624 traf Nicolas Poussin in Rom ein und zog ins gleiche Haus wie Duquesnoy. Poussin pflegte als Künstler einen emotionslosen, klassizistischen Stil. Gemeinsam entwickelten sie einen künstlerischen Kanon, der sich durch idealisierte, expressive Figuren auszeichnete, die sich vom theatralen Barock eines Bernini unterschieden. Die Kritiker der Zeit, wie beispielsweise Giovanni Pietro Bellori („Le Vite de' Pittori Scultori e Architetti Moderni“), äußerten sich voll des Lobes über Duquesnoys Werk und verglichen es mit der klassischen römischen Bildhauerkunst. So wie viele andere Bildhauer, die im 17. Jahrhundert in Rom arbeiteten, wurde auch Duquesnoy gebeten, einige archäologische Objekte zu restaurieren.

Der Sammler klassischer Kunst Vincenzo Giustiani bestellte bei Duquesnoy einen bronzenen Merkur als Gegenstück zu einem griechischen bronzenen Herkules in seiner Sammlung. Das war ein Kompliment für Duquesnoy und indirekt auch die Anerkennung der modernen Bildhauerkunst als Äquivalent zur klassischen.
Außer Duquesnoys Bruder, der auch in Duquesnoys Atelier arbeitete, war es vor allem sein Schüler und wichtigster Mitarbeiter Artus Quellinus der Ältere, der den Stil von Duquesnoy nach seiner Rückkehr aus Rom in Amsterdam einführte.
Während seiner Arbeit als Restaurator klassischer Statuen schenkte Duquesnoy jungen männlichen Nackten viel Aufmerksamkeit. Eine zweite Bronze von Duquesnoy stellte eine Interpretation des klassischen Typus des lässig sich anlehnenden Jünglings dar, der als Gegenstück zu Merkur entworfen wurde, übrigens nicht für Giustiani, sondern für einen anderen Käufer. Bellori schildert, dass die Pose dieses Apollo dem Belvedere-Antinous gleicht, einer klassischen Marmorskulptur, die heutzutage in den Vatikanischen Museen zu sehen ist. Das Paar Apollo und Merkur wurde von mehreren Sammlern in Europa gekauft. Es ist aus dem 17. Jahrhundert, aber auch in neueren Güssen bekannt. Auch wenn nicht ganz klar ist, um welche Version es sich bei dem Giustiniani-Merkur handelt, geht man im Allgemeinen davon, dass das Paar in der Liechtenstein-Sammlung eine der frühen Versionen von Duquesnoy ist. Dieses Apollo-Merkur-Paar wurde zum ersten Mal in einer Inventarliste aus dem Jahr 1658 beschrieben. Die beiden Statuen haben einen Cupido zu ihren Füßen.
Bis zum 18. Jahrhundert wurden verschiedene Bronze-Repliken sowohl mit als auch ohne Putti gefertigt. Die Zuschreibung dieser Skulpturen wird in der Folgezeit etwas verschwommen und erst im 20. Jahrhundert wiederentdeckt. Boudon-Machuel bestimmte 15 Repliken des Apollo. Der hier beschriebene Apollo wurde in französischer Sprache dokumentiert, was ihn von allen anderen Apollos unterscheidet, und unter der Nummer ln 55 ex. 15 rubriziert:

„In gut erhaltenem Zustand, mit Restaurierungen einer Beschädigung am Fuß, die während des 2. Weltkriegs entstanden ist, ohne Spur eines Putto am Fuß. Der Sockel ist mit Blumenmotiven verziert. Dieses Exemplar des Apollo unterscheidet sich von den Modellen von Duquesnoy durch Details, die verraten, dass an dem Modell Änderungen vorgenommen worden sind. Das linke Bein ist nicht so deutlich vom rechten Bein getrennt wie bei den anderen Modellen und die Arme sind weniger stark gebogen, der Kopf ist etwas länger und das Haar hat weniger Volumen und liegt dichter am Kopf an. Die Ziselierung rund um die Augen und der Details des Gesichts ist scharf. Die Form der Nägel ist anders als bei anderen Versionen. Es gibt keine Spuren, die auf das Fehlen eines Putto hinweisen, daher muss man annehmen, dass diese Statue ohne gefertigt wurde.“

An dieser Statue wurde im September 2017 von Arie Pappot vom Rijksmuseum eine Röntgenfluoreszenzanalyse durchgeführt. Das Gutachten bestätigt, dass sie nach 1650, aber vor Ende des 17. Jahrhunderts in Frankreich gegossen wurde. Alle frühen Apollos sind in einem Stück gegossen, mit separat gegossenem Fuß und Baumstamm. Spätere Kopien wurden meist in mehreren Teilen gegossen. Dieser Apollo wurde mit einem Eisenkern gegossen. Die technische Untersuchung der Bronze bestätigt die Meinung von Boudon-Machue, dass es sich hierbei um eine leicht veränderte Version eines Apollo nach Duquesnoy handelt.

Wie beliebt die Repliken von Duquesnoys Apollos in Europa waren, bestätigt das Gemälde des spanischen Malers Antonio Pereda (1608 – 1678), das einen auf einem Tisch stehenden Apollo zeigt (Stirling Maxwell Collection, Glasgow). Frühe Apollo-Merkur-Paare befinden sich in der spanischen königlichen Sammlung, der Sammlung Liechtenstein und im Louvre. Eine italienische Quelle gibt an, dass Luigi Omodei am 12. Juni 1686 zwei Bronze-Skulpturen von Apollo und Merkur, entworfen von Francesco Fiamengo, aus Rom mit nach Mailand brachte. Ein sehr schönes Exemplar des Cupido – ohne Apollo – befindet sich seit 1673/74 in der dänischen königlichen Kunstkammer. Unter den Exemplaren, die die Zeit überdauert haben – mal mit, mal ohne Cupido –, sind mehr Statuen von Merkur als von Apollo.

Literatur:
Marion Boudon – Machuel, Francois du Quesnoy 1597-1643, Paris 2005 p. 271 sans image
Estelle Lingo, Francois Duquesnoy and the Greek Ideal, New Haven 2007

 
Französisches Bronzen Skulptur von Apollo, nach François Duquesnoy
Preis auf Anfrage
Epoche
ca. 1675
Material
patinierte Bronze
Abmessungen
69 cm

Weltweite Lieferung möglich


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