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Französische elfenbein Skulptur einer Leierkastenspieler



Französische elfenbein Skulptur einer Leierkastenspieler

Die Elfenbeinskulptur eines alten Mannes als Leierkastenspieler mit einem Hund zu seinen Füßen. Der Mann ist, wie es in der Ikonographie der Leierkastenspieler üblich war, aller Wahrscheinlichkeit nach blind. In der Radierung Der Blindensturz aus dem 16. Jahrhundert, als deren Urheber Hieronymus Bosch gilt, trägt der erste Blinde, der in die Grube fällt, einen Leierkasten. In späteren Darstellungen sind Wandermusiker abstoßende Männer, die oft als zwielichtige Gestalten wiedergegeben werden, beispielsweise in Werken von Künstlern wie Cornelius Massys (1545), Hans Bol (ca. 1561), Hendrick Goltzius (1586). Sie alle zeigen einen blinden Leierkastenspieler. Das bekannteste Beispiel ist allerdings Der Blindensturz im Museo di Capodimonte in Neapel von Pieter Bruegel dem Älteren. Schon ein Chronist aus dem 14. Jahrhundert weist auf den Leierkasten als Instrument für blinde Bettler hin, das genutzt wurde, um milde Gaben zu erbitten. In Quellen des 15. bis 17. Jahrhunderts sind verschiedene Hinweise auf blinde Leierkastenspieler zu finden und diese blinden Wandermusiker tauchen nicht nur in  Musikabhandlungen und Lexikoneinträge auf, sondern auch als Charaktere in Theaterstücken und Dichtung. Leierkastenspieler waren tatsächlich oft blind. Sie nutzten ihr Instrument, um einerseits Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen und andererseits ihre Zuhörer musikalisch zu unterhalten. Sie belebten fröhliche Zusammenkünfte mit dem einfachen und durchdringenden Klang ihres Instruments. Ein künstlerischer Höhepunkt dieser Ikonographie ist in der niederländischen Kunst des 17. Jahrhunderts die berühmte Radierung von Rembrandt aus dem Jahr 1648: Sie zeigt eine Gruppe, die an der Tür bettelt und zu der ein blinder alter Leierkastenspieler gehört. Adriaen van Ostade fertigte 1647 eine Radierung mit dem gleichen Thema.
Die hier vorliegende Skulptur entstand allerdings nicht nach einem niederländischen, sondern nach einem französischen Stich aus der gleichen Periode, gefertigt von Jacques Bellange (ca. 1575 - 1616). Bellange, der in Nancy wohnte und arbeitete, stellte hauptsächliche Drucke mit religiösen Motiven her. Nur zwei Genre-Szenen sind erhalten und auf beiden sind Leierkastenspieler abgebildet.

Diese beiden Drucke wurden als Vorlage für Elfenbeinskulpturen verwendet. Eine Skulptur befindet sich jetzt im Grünen Gewölbe in Dresden und wurde 1741 zum ersten Mal in der Bestandsliste der Kunstkammer erwähnt. Sie stammt aus der Brühlschen Sammlung.
Die vorliegende Skulptur wurde wahrscheinlich von einem anderen Bildhauer, aber ebenfalls nach dem Druck von Bellange gefertigt. Dieser Druck war sehr beliebt und wurde kurz nach seinen ersten Auflagen von dem deutschen Kupferstecher Matthäus Merian dem Älteren kopiert.
Den Hund, der wahrscheinlich auf die Blindheit des Leierkastenspielers verweist, findet man nicht auf diesem Druck von Bellange, aber auf einem anderen. Ein Druck von Jan Matham aus dem 17. Jahrhundert von einem Leierkastenspieler zeigt diesen mit einem Hund an der Leine. Der Bildhauer muss diesen anderen Druck  gekannt haben.
 
Literatur:
K. Jones Hellerstedt, ‘A Traditional Motif in Rembrandt's Etchings: The Hurdy-Gurdy Player’, Oud Holland 95 (1981), pp. 16-30.
J. Kappel, Elfenbeinkunst im Grünen Gewölbe zu Dresden, Dresden 2017, pp. 438-440
Französische elfenbein Skulptur einer Leierkastenspieler
Preis auf Anfrage
Epoche
ca. 1700-1750
Material
Ivory
Abmessungen
31 cm

Weltweite Lieferung möglich


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