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Hans Rottenhammer (1564-1625), Diana und Actaeon



Hans Rottenhammer (1564-1625), Diana und Actaeon

In einer schönen Landschaft baden mehrere Frauen an einem Fluss. Sie waschen sich, trocknen sich in der Sonne und unterhalten sich. Ihre Ruhe wird jedoch von einem Mann gestört, der aus dem Gebüsch in der linken oberen Ecke des Gemäldes herausschaut.

Auf dem Bild ist die Geschichte von Diana und Actaeon aus den Metamorphosen von Ovid dargestellt. Eines Tages war der Jäger Actaeon mit seinen Hunden im Wald unterwegs, als er Durst bekam. Er wollte an einem Bach trinken, und sah dort Diana mit ihren Nymphen baden. Von ihrer Schönheit geblendet, starrte er Diana lange an. Die Nymphen versuchten schnell, Diana mit einem Tuch zu bedecken. Doch Diana wurde böse, weil sie heimlich beobachtet wurde, und verwandelte Actaeon in einen Hirsch. Actaeons Hunde erkannten ihren Herrn nicht, und zerrissen den Hirsch in Stücke.

Diese Erzählung von Ovid war in der Kunst um 1600 sehr beliebt, da sie den Künstlern zahlreiche Möglichkeiten bot, Akte darzustellen. Der Höhepunkt dieses Vorfalls, der grausame Moment, in dem die Hunde den Hirsch reißen, wird selten dargestellt, und wenn, dann meist im Hintergrund, als Vorahnung.  

Der Künstler dieses Werks ist Hans Rottenhammer. Dieser deutsche Maler wurde um 1564 in München geboren und zog nach seiner Ausbildung nach Italien. In Rom und später in Venedig, wo er über ein Jahrzehnt lang tätig war, wurde er für seine kleinen Gemälde auf Kupfer berühmt. Nach seiner Zeit in Venedig ließ sich Rottenhammer in Augsburg nieder und begannt dort auch großformatige Werke auf Leinwand zu schaffen.  

Schon als Rottenhammer noch in Venedig lebte, war sein Werk bereits weit über Italien hinaus bekannt, wie ein Auftrag Rudolfs II. von Prag aus dem Jahr 1600 beweist. Zudem wurde er 1604 in Karel van Manders „Het Schilderboeck”, eine der ersten Enzyklopädien über Künstler, aufgenommen. Ein Teil des Textes über Rottenhammer wird hier zitiert:    
    
Hy is eyndlinge gecomen te Venetien, alwaer hy met een Veneetsche Vrouw is getrouwt, en een menichte van fraey stucxkens heeft gemaect op coper, som groot, som cleyn, die in veel Landen zijn verspreyt, en by den Const-beminders te sien. Onder ander, by den Const-liefdigen Heer Ioan Knotter, woonende teghenwoordigh t'Wtrecht, daer verscheyden stucken op coper van hem zijn, soo cleen als groot. Onder ander, en sonderlinghe, een ons Vrouwen Hemelvaert, en eenen Actaeon en Diana, met meer ander dingen, wel gheordineert, vroylijck en gloeyende gheschildert, soo dat ghelijck zijn schilderijen by den liefhebbers in weerden zijn, zijnen naem ooc onder den constighe Schilders weerdich is ghenoemt en gherekent te wesen.”
Die obigen Ausführungen deuten darauf hin, dass sich spätestens 1604, wahrscheinlich aber schon etwas früher (das Buch erschien 1604), ein Kupfergemälde mit der Darstellung von Diana und Actaeon in einer Sammlung in Utrecht befand. Es ist nicht deutlich, ob es sich um dieses Gemälde oder um ein anderes mit demselben Thema handelt. Rottenhammer hat das Motiv von Diana und Actaeon mehrmals verwendet, und obwohl es immer um dasselbe Thema geht, sind die recht Darstellungen unterschiedlich. Mal erscheint die Figur des Actaeon in der Mitte, mal rechts und mal links. Ein bemerkenswertes Beispiel für ein anderes Gemälde mit diesem Thema ist das kleine Werk auf Kupfer im Museum of Fine Arts, Houston (Inv. Nr. 56.19). Ein größeres Gemälde, ebenfalls auf Kupfer, befindet sich in der Alten Pinakothek in München (Inv. Nr. 1588). Dieses Werk ist auf 1602 datiert. Eine weitere Version befindet sich im Puschkin-Museum in Moskau. Eine von Rottenhammer signierte und 1595 datierte Zeichnung wurde 2001 bei Sotheby's in New York versteigert. Diese Zeichnung zeigt das Thema auf andere Weise. Sie erzielte damals einen Preis von 181.750 Dollar inklusive Vergütungen. Es war nicht die einzige Zeichnung zu diesem Thema. Es gab auch mehrere Drucke mit solchen Darstellungen. Obwohl einige der Zeichnungen als Vorstudien mit einem bekannten Werk Rottenhammers in Verbindung gebracht werden können, ist dies bei diesem Gemälde nicht der Fall. Es ist daher ein gutes Beispiel dafür, wie der Künstler dieses Thema immer wieder auf unterschiedliche Weise aufgriff.

Das hier beschriebene Gemälde war bisher unbekannt und es ist weder im Verzeichnis von Peltzer noch in der ausgezeichneten, aber leider unveröffentlichten Dissertation von Schlichtenmaier aufgeführt. Die feinen Figuren zeugen von der Virtuosität des Künstlers. Der Einfluss von Jan Brueghel und Paulus Bril, den flämischen Künstlern, mit denen Rottenhammer in Rom in Kontakt kam, ist in der schönen Landschaft mit Fernblick deutlich zu erkennen. Aufgrund der Datierung rechts unten lässt sich erkennen, dass das Bild wahrscheinlich in Venedig entstanden ist. Rottenhammer hat bei vielen Gemälden mit den oben aufgeführten Künstlern zusammengearbeitet und er lieferte häufig die Figuren für diese Meister.

Die Signatur ist einem Gemälde von Hans Rottenhammer im Mauritshuis sehr ähnlich: Der Sturz des Phaeton aus dem Jahr 1604. Die auffallend nach oben schauenden nackten Frauen auf dem Bild aus 1604 entsprechen der Pose der Frauen auf dem hier vorliegenden Gemälde, die erschrocken zu Actaeon aufblicken. Die Konturlinie um die (verdrehten) Köpfe ist ein auffälliges Element, das in vielen Gemälden Rottenhammers vorkommt.

Von seinen Zeitgenossen wurde Rottenhammers Werk wurde sehr geschätzt. Die Tatsache, dass er in Karel van Manders „Het Schilderboeck“ von 1604 aufgenommen wurde, ist ein gutes Beispiel dafür. Nach seinem Tod geriet sein Werk jedoch in Vergessenheit. Der Titel der Ausstellung 2008 „Begehrt, vergessen, neu entdeckt“ trifft daher für Rottenhammers Werk im Allgemeinen und für dieses Gemälde im Besonderen zu.

Literatur:
Rudolf Peltzer, Hans Rottenhammer in Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses, Bd 33 (1916) nr. 5 pp. 293-365.
H Borggrefe, Th. Füsenig, Hans Rottenhammer: begehrt, vergessen, neu entdeckt, exh. Cat. Weserrenaissance-Museum Schloss Brake, Narodni Galerie Praag 2008
H. Schlichtenmaier, Studien zum Werk Hans Rottenhammers des Älteren (1564-1625), Maler und Zeichner : mit Werkkatalog, Tübingen 1988

 

Hans Rottenhammer (1564-1625), Diana und Actaeon
Preis auf Anfrage
Provenance
Sammlung Hans Schröder, Saarbrücken
Privatsammlung, Deutschland
Epoche
1603
Material
Ölfarbe auf Kupfer
Signatur
Hrott fec. Ao 1603 ..in Tor[..?]
Abmessungen
26.5 x 33 cm

Weltweite Lieferung möglich


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