Diese Ölstudie von Friedrich von Amerling zeigt eine junge Frau in liegender Haltung, die aus einer niedrigen Perspektive dargestellt ist. Das Bild, das vermutlich vor Ort entstanden ist, gehört zu einem Subgenre Amerlings, in dem ruhende Figuren in beschaulichen Szenen die Grundlage für Kompositionen bilden, die den Fokus auf die Verwendung von Farbe sowie den Ausdruck von Gesichtern und Stoffen legen. Zusammen ergeben diese Elemente ein ausgewogenes Bild, das subtile Emotionen vermittelt.
Friedrich Ritter von Amerling wurde als Sohn eines Gold- und Silberschmieds in Wien geboren. Von 1815 bis 1824 studierte er an der Akademie der bildenden Künste Wien und anschließend zwei weitere Jahre an der Akademie Prag. 1827 und 1828 weilte er in London, wo er von dem Porträtmaler Thomas Lawrence beeinflusst wurde. Weitere Reisen führten ihn nach Paris, wo er Schüler von Horace Vernet war, und nach Rom. Danach kehrte er nach Wien zurück und arbeitete für den österreichischen Hof, den Adel und den Mittelstand. Amerling unternahm viele Reisen und besuchte dabei unter anderem Italien, die Niederlande, München, Rom, Spanien, England, Griechenland, Skandinavien, Ägypten und Palästina.
Diese Studie war Teil einer Auktion bei Christie's im Jahr 1999, bei der Gegenstände aus der Sammlung der Brüder Nathaniel Mayer von Rothschild (1836–1905) und Albert Anselm von Rothschild (1844–1911) verkauft wurden. Die Kunstobjekte waren während der Kriegsjahre beschlagnahmt worden und wurden im Februar 1999 schließlich zurückgegeben. Im Juli desselben Jahres wurden sie bei Christie's versteigert.
Nathaniel Mayer leitete das Wiener Bankhaus, seine Interessen gingen jedoch weit über das Finanzwesen hinaus. Er öffnete seinen botanischen Garten „Hohe Warte” für die Öffentlichkeit und baute ein stattliches Herrenhaus in der Theresianumgasse in Wien, in dem er seine Kunstschätze ausstellte. Mit seinem Bruder Albert teilte er das Interesse für die Fotografie und war ein prominentes Mitglied des Wiener Camera-Clubs.
Am 22. März 1876 heiratete Albert Anselm (Salomon) seine Cousine Bettina Caroline de Rothschild (1858–1892). Sie lebten in der Heugasse in Wien. Nach ihrem frühen Tod gründete er zu ihren Ehren eine Frauenklinik in Wien, den „Bettina-Pavillon“. Er war Naturschützer, ließ ein Observatorium bauen und trug gemeinsam mit seinem Bruder eine beeindruckende Sammlung von Kunstwerken und Kunstgegenständen zusammen.
Nach dem Krieg kam das Bild in die Sammlung der Wiener Galerie Belvedere. Es wurde 1999 an die Rothschilds zurückgegeben. Das Bild ist im Katalog der Galerie Belvedere auf Seite 49 zu sehen.
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