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Adriaen Backer (ca. 1635-1684), Das Urteil des Paris



Adriaen Backer (ca. 1635-1684), Das Urteil des Paris

Adriaen Backer wurde 1635 oder 1636 in Amsterdam geboren. Darauf deutet die Angabe hin, dass er 33 Jahre alt war, als er im August 1669 Elsje Colijn heiratete. Er starb im Mai 1684 (siehe A.A. van Suchtelen, 'Adriaen Backer', in Saur Allgemeines Künstler-Lexikon, Bd. 6, München/Leipzig 1992, S. 167). Backer war der Neffe und (wahrscheinlich) Schüler des Malers Jacob Backer (1608/9-1651), der als einer der begabtesten Schüler Rembrandts galt. 1666 hielt sich Adriaen zusammen mit dem Enkhuizer Maler Dirck Ferreris (1639-1693) in Rom auf. Er war bereits einige Jahre zuvor dorthin gereist, denn Adriaen hatte 1659 in seinem Testament festgelegt, dass er ins Ausland reisen würde. Im Dezember 1667 kehrte er nach Amsterdam zurück. Adriaen Backer war als Maler von historischen Szenen, Porträts (darunter Gruppenporträts der Amsterdamer Regenten), Deckengemälden und dekorativen Stücken sehr erfolgreich. Er erhielt mehrere wichtige Aufträge von den Städten Amsterdam und Haarlem; so schuf er beispielsweise Gemälde für die Rathäuser beider Städte. Als Künstler folgte er der Vorliebe für den klassizistischen Stil des aus Lüttich stammenden Malers Gérard de Lairesse (1640-1711). Dieser hatte sich 1665 in Amsterdam niedergelassen und war ein energischer Verfechter des international anerkannten klassischen Stils der französischen Malerei (Alain Roy, Gérard de Lairesse 1640-1711, Paris 1992). Dieser Stil zeichnet sich durch leuchtende Farben und helles Licht aus. Charakteristisch für diese ausgefeilte Kunst ist auch die Wahl des Aktes nach klassischen Vorbildern, die durch Skulpturen und Drucke bekannt waren. Bei der Wahl der Themen dominierten Geschichten aus der griechischen und römischen Literatur. Dies entsprach der Vorliebe für die Antike, die in den letzten Jahrzehnten des 17. Jahrhunderts vorherrschte. Der französische akademische Stil wurde weithin als die führende Kunstrichtung anerkannt und übte einen starken Einfluss auf viele Künstler aus.

Das „Urteil des Paris“ zeigt den Einfluss von de Lairesse auf die Kunst von Adriaen Backer. Dies wird sofort deutlich, wenn man de Lairesses Gemälde „Venus verwundet Amor mit seinem eigenen Pfeil“ mit „Das Urteil des Paris“ vergleicht. Beide Gemälde entstanden in den frühen 1670er Jahren, als Adriaen Backer für die Kunst von de Lairesse sehr empfänglich war. Die Ähnlichkeiten sind offensichtlich, aber im Vergleich zu de Lairesse malt Backer die Figuren linearer. De Lairesse stellt seine Figuren fließend dar, indem er die Farbe in verschiedenen subtilen Schattierungen aufträgt. Backer ist stärker in der Kombination von Farben, die sich deutlich voneinander abheben. Ein anschauliches Beispiel dafür ist Backers „Porträt der Familie de Bordes“ aus dem Jahr 1673. Das Gemälde zeigt Anthony de Bordes (1615-1678) auf der rechten Seite und seinen Sohn Antoni de Bordes Junior, der von Pallas Athene (oder Minerva), der Göttin der Weisheit, geführt wird.

Sie führt den Jungen zu einem Tisch, auf dem Gegenstände der Bildung (Bücher, ein Globus und Musikinstrumente) präsentiert werden. Antonius schiebt zwei spielende Jungen mit lockigen Haaren beiseite, einer hält einen Kreisel und eine Peitsche, der andere bläst Seifenblasen. Auf dem Boden liegen verstreut Spielzeuge aus der Kindheit (ein Reifen, Astragale und Murmeln). Dies deutet darauf hin, dass der junge Mann seine Kindheit hinter sich gelassen hat. Die Figur der Minerva taucht in „Das Urteil des Paris“ wieder auf, und der kleine Junge in der Mitte des Gemäldes ähnelt den beiden kleinen Jungen auf dem „Porträt der Familie de Bordes“. Die stilistischen Vergleiche machen deutlich, dass das Gemälde „Das Urteil des Paris“ Adriaen Backer zugeschrieben werden muss. Ein ähnliches Farbschema mit leuchtend roten und grauen Gewändern findet sich auch in seiner Allegorie der „Sieben Todsünden, die von der Gerechtigkeit bestraft werden“ im Rathaus von Haarlem, die Backer 1671 malte.

Das Thema „Das Urteil des Paris“ ist eine der berühmtesten Geschichten der griechischen Mythologie. Paris, der Sohn des Königs von Troja, wurde als Jurymitglied zu einem Schönheitswettbewerb eingeladen. Dieser Wettbewerb wurde von Eris, der Göttin der Verwirrung, böswillig arrangiert, um die Götter zu provozieren. Paris hatte die Wahl zwischen drei Göttinnen: Hera (Juno in der römischen Mythologie), Pallas Athene (Minerva) oder Aphrodite (Venus). Als Zeichen seiner Wahl musste er einer von ihnen einen goldenen Apfel (oder eine goldene Kugel) schenken. Jede versuchte seine Gunst zu gewinnen, indem sie Paris unbezahlbare Geschenke versprach. Hera und Athene versprachen Reichtum, Macht und Weisheit, aber Aphrodite überlistete sie, indem sie Paris das größte Geschenk der Liebe versprach.

Sie würde ihm die Hand von Helena schenken, der schönsten Frau der Welt. Paris erliegt der Versuchung und gibt Aphrodite den Apfel. Dieser Moment ist auf dem Gemälde dargestellt. Merkur, der Götterbote, wacht hinter einer Wolke und wird die Nachricht überbringen. Aphrodite hält Wort und sorgt dafür, dass Helena ihren Mann Menelaos, den König von Sparta, verlässt und mit Paris als ihrem neuen Ehemann nach Troja geht. Die Affäre löst gewaltige politische Umwälzungen aus, die schließlich zum Trojanischen Krieg führen.
Die Bedeutung der Geschichte ist, dass der Mensch nicht die sinnliche Liebe wählen sollte, weil sie zu Schwierigkeiten führt. Ein weiser Mann sollte sich für Weisheit und Vernunft entscheiden. Das Thema „Das Urteil des Paris“ war in der Kunst sehr beliebt, weil es den Künstlern erlaubte, drei schöne Frauen darzustellen, die im Wesentlichen halbnackt oder spärlich bekleidet waren, denn das ist Teil der Geschichte.

Adriaen Backer (ca. 1635-1684), Das Urteil des Paris
Preis auf Anfrage
Epoche
ca. 1675
Material
Ölfarbe auf Tuch
Abmessungen
125 x 157 cm

Weltweite Lieferung möglich


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