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Kalksteinskulptur der Heiligen Barbara



Kalksteinskulptur der Heiligen Barbara

Diese Skulptur aus Kalkstein zeigt die Heilige Barbara neben dem Turm, in dem sie gefangen gehalten wurde und der drei Fenster hat. Ihr Blick ist meditativ gesenkt, und ihr langes, gewelltes Haar fällt anmutig über ihr Kleid. In der linken Hand hält sie die geöffneten Evangelien und in der rechten den Ansatz des inzwischen fehlenden Palmzweigs.

Die Heilige Barbara lebte im späten 3. und frühen 4. Jahrhundert in Nikomedia in Bithynien. Sie war die schöne und intelligente Tochter von Dioskurus, einem wohlhabenden Heiden. Um sie vor der Außenwelt zu schützen und ihre Jungfräulichkeit zu bewahren, schloss ihr Vater sie in einen Turm ein. Er verbot ihr den Umgang mit Freunden und gestattete nur den Kontakt mit Lehrern und Dienern, die sie über den heidnischen Kult unterrichten sollten. Barbara verbrachte Jahre in diesem Turm. Man brachte ihr Essen und Wäsche in einem Korb, den sie an einem Seil hinaufzog. Eines Tages legte ein Fremder ihr ein Buch über das Christentum in den Korb. Nachdem sie es gelesen hatte, gab sie vor, krank zu sein, und bat darum, einen Arzt zu holen. Dieser „Arzt” war in Wirklichkeit war ein Priester, der sie heimlich taufte.

Bevor Dioskurus auf Reisen ging, ließ er für Barbara ein Badehaus mit nur zwei Fenstern errichten. Während seiner Abwesenheit wies Barbara die Handwerker jedoch an, ein drittes Fenster als Symbol für die Heilige Dreifaltigkeit einzubauen. Als Dioskurus zurückkehrte und das zusätzliche Fenster sah, für das er keine Erlaubnis erteilt hatte, wurde er sehr wütend. Als Barbara ihm dann auch noch beichtete, dass sie Christin geworden war und den von ihm arrangierten Heiratsantrag abgelehnt hatte, geriet er völlig außer sich. Er brachte sie zum Präfekten der Provinz, der anordnete, sie nackt durch die Stadt zu führen. Plötzlich wurde es so neblig, dass der Nebel Barbara den Blicken der Menge entzog. Daraufhin befahl der Präfekt, Barbara zu foltern und zu enthaupten. Während der Folter weigerte sich Barbara, ihrem Glauben abzuschwören, und ihre Wunden waren jeden Morgen wieder verheilt. Schließlich wurde Barbaras Vater auf dem Heimweg bei einem heftigen Gewitter vom Blitz erschlagen und von dem Feuer verzehrt, das Gott auf ihn herabgesandt hatte.

Aufgrund dieser Legende wird die Heilige Barbara als Schutzpatronin gegen Explosionen und plötzlichen Tod angerufen. Katholiken, die bei der Arbeit unvorhergesehen und gewaltsam zu Tode kommen könnten, verehren sie: Barbara ist die Schutzpatronin der Artillerie, der Bergleute, Feuerwehr- und Seeleute und der Gefangenen. In der christlichen Kunst wird sie immer mit dem Turm assoziiert, in dem ihr Vater sie gefangen hielt. Manchmal erscheint dieser nur als Gebäude im Hintergrund, oft hält sie eine Miniatur des Turms in der linken Hand. Wenn die Heilige Barbara neben dem Turm dargestellt wird, hält sie in der linken Hand andere Attribute, in der Regel eine aufgeschlagene Bibel. In der rechten Hand hält sie entweder einen Palmzweig als Zeichen ihrer Jungfräulichkeit oder ein Schwert als Symbol ihres Martyriums.

Barbara unterscheidet sich von anderen weiblichen Heiligen in der christlichen Kunst dadurch, dass sie häufig mit einem Kelch dargestellt wird, der die heilige Eucharistie symbolisiert. Diese Bildtradition entstand am Ende des Mittelalters, als sich der Fokus ihrer Verehrung von ihrem Martyrium während der Gefangenschaft zu den Wundern verlagerte, für die sie angerufen wurde. Die Wunder, die Barbara nach ihrem Tod vollbrachte, wurden mit Menschen in Verbindung gebracht, die im Sterben lagen und befürchteten, das letzte Sakrament nicht empfangen zu können. Durch die Anrufung Barbaras konnten diese Menschen dennoch die letzte Ölung empfangen und somit in Frieden sterben. Dadurch rückte der Turm, der eine Rolle in ihrem Martyrium gespielt hatte, in den Hintergrund. In der Kunst wurde er entweder zum Träger von Kelch und Hostie oder er verschwand sogar ganz.

Dieser Wandel in der Bildsprache ist am Ende des Mittelalters in Deutschland und den Niederlanden am deutlichsten zu beobachten. Das hier gezeigte Bild stellt Barbara mit dem Turm noch einmal so dar, wie es zuvor üblich war. Das ist nicht verwunderlich, wenn man bedenkt, dass Kirchen und Kathedralen, für die diese Skulptur geschaffen wurde, über viele Jahrzehnte oder manchmal sogar Jahrhunderte gebaut wurden. Daher wäre eine klassischere Bildsprache im Rahmen dieses Auftrags angemessener gewesen. Es ist auch möglich, dass sich die Bildsprache zusammen mit der sich entwickelnden Art der Anbetung lokal unterschiedlich wandelte, sodass es in ganz Westeuropa keine einheitliche Ikonografie gab.

Die Skulptur muss einst vollständig polychromiert gewesen sein. Einige kleine Reste davon sind noch zu sehen, beispielsweise in dem Gebäude auf dem Turm, wo sich in den Türöffnungen Spuren von Rot, Schwarz und Dunkelblau finden. Auch in den Falten des Umhangs finden sich kleine Farbreste in den Farben Rot, Schwarz und Dunkelblau.

Literatur:
M. Cassidy-Welch, “Prison and sacrament in the cult of saints: images of St Barbara in late medieval art”, 2009

Kalksteinskulptur der Heiligen Barbara
Preis auf Anfrage
Epoche
ca. 1500
Material
Kalkstein
Abmessungen
98 x 50 x 38 cm

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