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Provenzalische Louis XV Lacca-Povera Kommode



Provenzalische Louis XV Lacca-Povera Kommode

Eine Kommode mit zwei Schubladen und mit leicht gewölbten Flächen an drei Seiten. Die elegant geschwungenen S-förmigen Seitensäulen, die in die Beine übergehen, sind mit geschnitzten, grün lackierten Palmzweigen mit kleinen roten Beeren verziert. Dazwischen, unterhalb der Schubladen, sind die Beine durch eine wellenförmige Leiste verbunden, die in der Mitte mit einem grün lackierten Muschelmotiv dekoriert ist. Die beiden Seitenflächen sind mit einer leicht erhabenen Kartusche versehen, die von einem zurückspringenden, rot lackierten Band mit Golddekor umrahmt wird. Alle Ränder sind mit einem grünen, leicht zurückspringenden Band eingefasst, das die eleganten Formen der Kommode betont. Die Platte aus Rouge-Royale-Marmor folgt den Konturen der Kommode.

Die Schubladen und die Kartuschen an den Seiten sind mit polychromen Szenen mit eleganten Figuren in einer schönen Landschaft mit Bäumen und Vögeln verziert. Um die Szenen innerhalb der Kartuschen und um die Schubladen herum sowie auf den Seitensäulen, den Beinen und der Leiste zwischen den Beinen sind elegante Bänder und Draperien mit Schleifen, Früchten, Blumen und Zweigen angebracht. Außerdem ist die Kommode mit einzelnen Blumen, Vögeln, Flechtmustern und Bändern aus grünen Zweigen mit roten Beeren und stilisierten Ornamenten verziert.

Diese cremefarbene bemalte Kommode ist ein seltenes Beispiel eines Lacca-Povera-Möbelstücks aus der Provence und wurde um 1735-1740 hergestellt.

Die Technik, die als Arte Povera oder Lacca Povera bekannt ist, hat ihren Ursprung in Venedig. Lacca Povera diente damals dazu, die dort florierende orientalische Lackkunst zu imitieren: Man beklebte bemalte Möbelstücke mit ausgeschnittenen eingefärbten Drucken und lackierte das Ganze anschließend. Auf diese Weise erhielt man eine preiswerte Alternative zu den in jener Zeit viel teureren orientalischen Lackmöbeln.

Obwohl der Begriff „lacca povera“, „armer Lack“, nahelegt, dass die dementsprechenden Möbelstücke preisgünstig waren, ist das nicht richtig. Die Lacca-Povera-Möbel waren für die Aristokratie bestimmt und standen in deren Palästen. Nicht zufällig passten sie zu dem damals bei Damen beliebten Zeitvertreib, Drucke zu zerschneiden, auch Découpage genannt. Diese vor allem bei Hofe sehr beliebte Mode führte dazu, dass sich in erster Linie deutsche und italienische Grafiker auf Drucke spezialisierten, die zum Zerschneiden bestimmt waren. Dafür wurde sogar im „Mercure de France“ in der Ausgabe vom November 1727 geworben. In der Anzeige wurden die Drucke mit gefälligen Szenen auf weißem Untergrund als besonders zum Ausschneiden geeignet angepriesen. Zweifellos verzierten Damen im achtzehnten Jahrhundert Kaminschirme oder kleine Gegenstände wie Schachteln, Toilettengarnituren oder Tabletts. Größere Möbelstücke wie Kommoden und Sekretäre wurden jedoch hauptsächlich von Kunsthandwerkern in Venedig, im Piemont und in der Provence dekoriert. Sie wurden vom Adel in Auftrag gegeben und prunkten in deren Landhäusern.

Diese nicht identifizierten Drucke stammen entweder von den Remondinis aus Bassano oder von Martin Engelbrecht aus Nürnberg. Um 1735 wurden die Drucke des Letzteren von Daumont, Marchand dʾestampes, in Paris neu herausgegeben. Im „Mercure de France“ aus dem Dezember 1737 warb Jacques Langlois, er besitze die schönsten Motive zum Ausschneiden aus Deutschland und die schönsten nach dieser Methode dekorierten Möbelstücke. Es ist nicht bekannt, für welche Möbel er warb.
Der cremefarbene Untergrund, auf den die ausgeschnittenen Drucke hier aufgeklebt sind, findet sich auch bei weiteren französischen Möbeln. Vergleichen Sie diese Kommode mit einer französischen, die am 6. Dezember 2006 bei Sotheby's London versteigert wurde (Lot 49). Saul Levy weist in seinem Standardwerk über venezianischen Lack gerade bei einem weißen Möbelstück auf die Übereinstimmungen mit französischen Lacca-Povera-Möbeln hin.

Literatur:
Daniëlle O. Kisluk-Grosheide,"Cutting up Berchems, Watteaus, and Audrans": A "Lacca Povera" Secretary at the Metropolitan Museum of Art”, Metropolitan Museum Journal, Vol. 31, (1996), pp. 81-97.
Saul Levy, Laques vénitiennes du dix-huitieme siècle, Société française du livre, 1968. Zie met name deel I afb. 152.
Edith Mannoni, Mobilier Provençal, Parijs 1995, met name p. 29,30,38.
Sophie Reyssat, “Polychromie à l’Italienne”, Gazette Drout no 3, 25 januari 2008.

Provenzalische Louis XV Lacca-Povera Kommode
Preis auf Anfrage
Provenance
Kunsthandel Masi, Beaulieu-sur-Mère Privatsammlung, Frankreich Privatsammlung, Deutschland
Epoche
ca. 1735
Material
Nuss- und Eichenholzkern mit cremefarbener Lackverzierung, beklebt mit lackierten, ausgeschnittenen und eingefärbten Drucken, Platte aus Rouge-Royal-Marmor
Abmessungen
90 x 144 x 70 cm

Weltweite Lieferung möglich