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Christobal Ramirez (tätig ca. 1616-1644)



Christobal Ramirez (tätig ca. 1616-1644)

Unter einem mit Goldfäden verzierten Baldachin steht die Statue einer eine Krone tragenden Jungfrau Maria mit gefalteten Händen. Sie trägt ein mit Tausenden von Perlen und Edelsteinen besetztes Gewand. Hinter ihr befindet sich ein bogenförmiges Gitterwerk mit musizierenden Engeln. Sie steht auf einem Podest mit mehreren Stufen. Unter dem Saum ihres Kleides sehen drei Köpfe von Engeln hervor. Flankiert wird sie von zwei betenden Engeln. Auf den Stufen stehen Statuen, ein Kreuz und andere verzierte Gegenstände. Auch der unterste Teil des Podests ist mit einer feinen Goldstickerei versehen. Im Hintergrund, hinter dem Baldachin, sieht man ein Gitterwerk. Hinter der Krone und in der Mitte über dem Baldachin befinden sich insgesamt zwei Wappen. Dieses außergewöhnlich kunstfertig gemalte Werk ist ein Porträt der Virgen del Sagrario, es wurde von einem sehr fähigen Künstler gefertigt.

Dieses Bild der Virgen del Sagrario de Toledo wurde von Christobal Ramirez gemalt, wie die Signatur unten rechts verrät. Es ist ungewöhnlich, dass ein Gemälde mit diesem Thema signiert wurde.

Die Virgen del Sagrario ist die Schutzpatronin von Toledo. Diese Darstellung der Jungfrau Maria verdankt ihren Namen der Tatsache, dass sie im Sanktuarium (Sagrario) der Kathedrale steht, dort, wo die Reliquien der Heiligen aufbewahrt werden. Die Statue, die nach wie vor in der Kathedrale von Toledo bewundert werden kann, hat eine lange Geschichte. Es handelt sich um eine romanische Statue, die im 13. Jahrhundert mit Silber verkleidet wurde. Das Gemälde zeigt die Statue, wie sie ausgesehen hat, bevor sie auf dem vergoldeten Thron aus Silber platziert wurde, den der Florentiner Silberschmied Fanelli zwischen 1646 und 1654 anfertigte. Auf den meisten Darstellungen der Jungfrau von Toledo, die noch bekannt sind, sitzt sie auf diesem späteren Thron. Abgebildet ist die Statue außerdem nicht an ihrem jetzigen Platz in der Kathedrale an einer Wand, sondern vor einer Chorschranke, bereit für die jährliche Prozession durch Toledo. Die beiden Gitter unten links und rechts dienen zum Durchstecken der Tragstangen.

Cristobal Ramirez war ein Maler aus Toledo, von dem nur eine Handvoll signierter Gemälde bekannt sind. Auffallend ist die Verschiedenartigkeit seiner Arbeiten und die hohe Qualität jedes seiner Werke. Sein Leben ist kaum dokumentiert. Da der Name Christobal Ramirez unter den Malern des 15. bis 17. Jahrhunderts häufiger auftrat, kommt es manchmal zu Verwechslungen. Der Christobal Ramirez, der dieses Gemälde der Jungfrau del Sagrario malte, stammte aber zweifelsohne aus Toledo. Es ist nicht ausgeschlossen, dass sich unser Ramirez dennoch 1616 an der Malschule in Valencia einschrieb. Die Beziehungen zwischen Valencia und Kastilien waren dergestalt, dass dies gut sein kann. Sicher ist, dass Ramirez 1631 in Toledo als Maler in einem Dokument erwähnt wird, aus dem hervorgeht, dass er in einigen Häusern des Seidenhändlers Agustín Tolentino wohnte. Darin steht, dass „Cristobal Ramirez Pintor“ Schulden hatte. Zehn Jahre später, im September 1641, begutachtete Christobal Ramirez in Toledo als Maler und Nachbar die hinterlassenen Gemälde des Kanonikers Gregorio Barreiro, der unter anderem im Besitz von „Das Porträt von Toledo von der Hand des Griechen“ (El Greco) war.

Außer dem hier vorliegenden Bild sind vier signierte Gemälde von Christobal Ramirez bekannt: Christus im Prado Madrid, ein Schutzengel im Museo de Santa Cruz in Toledo und zwei Stillleben in Dumbarton Oaks, Washington.
Die beiden Gemälde in Madrid und Toledo sind, auch wenn die Datierung nicht eindeutig zu entziffern ist, wahrscheinlich 1638 entstanden. Die Datierung auf dem Madrider Gemälde soll zwar 1678 lauten, aber dem Malstil nach muss es viel früher entstanden sein. Beide Werke stehen in der Tradition der Schule von Toledo mit Reminiszenzen an Juan Sánchez Cotán – an dessen Figur des Erlösers von Madrid – und an Luis Tristán – dem die Arbeit in Toledo zugeschrieben wird –, doch mit einem ganz neuen Gefühl für Farbe, das an die Madrider Werke aus jener Zeit erinnert, und beeinflusst von Alonso Cano. Einen direkteren Einfluss von Sánchez Cotán weisen trotz ihrer Datierung die beiden Stillleben in Dumbarton Oaks auf. Diese beiden Werke, die mit Cristóbal Ramírez de Arellano fac 1644 signiert und datiert sind, zeigen ein Stillleben mit Weintrauben, Melonen und Aprikosen sowie ein Stillleben mit Disteln, Trauben und Granatäpfeln. Mit den dunklen Hintergründen, der naturalistischen Darstellung kleiner Objekte und den warmen Farben strebt der Maler eine realistische Wiedergabe der Objekte an, die aufgrund der unterschiedlichen bildnerischen Behandlung ihrer Texturen wunderschön gemalt sind.

Dieses neu entdeckte Bild der Virgen del Sagrario ist das fünfte signierte Gemälde, das dem Œuvre von Christobal Ramirez zugerechnet werden kann. Auf den ersten Blick erinnert es an die südamerikanische Malerei des 17. und 18. Jahrhunderts. Das ist auch logisch, wenn man bedenkt, dass die Darstellungen der Jungfrau in Spanien und damit auch in Südamerika einen sehr wichtigen Platz einnahmen. Diese Gemälde dienten der Anbetung. Im Spanien des 17. Jahrhunderts gab es Konventionen für die Darstellung von Skulpturen der Jungfrau, denen Wundertaten zugeschrieben wurden. Sowohl in Spanien als auch in Spanisch-Amerika sind mehrere, allerdings oft weniger detaillierte Versionen dieser Porträts erhalten geblieben. Das Wort Porträt wird hier verwendet, weil der Maler und der Auftraggeber diese Werke tatsächlich als Porträts der Jungfrau ansahen. Man betrachtete sie als göttliche Trompe-l'Œil.

Diese Porträts, die natürlich in vielen Formen und Größen entstanden und die für Reich und Arm erschwinglich waren, waren für die private Andacht gedacht. Solche Bilder gab es für alle Gesellschaftsschichten, als Drucke, preiswerte, oft unsignierte Gemälde, aber auch als teure Kunstwerke. Dieses Gemälde von Christobal Ramirez gehört zu der letztgenannten Kategorie.

Christobal Ramirez war als Künstler hervorragend dafür geeignet, dieses Thema so umfassend zu malen. Er war sowohl im Malen von Stillleben als auch in der sakralen Malerei erfahren und benötigte auch beide Fertigkeiten, um dieses Gemälde zu schaffen. Dieses Werk bildet dementsprechend das ultimative Bindeglied zwischen den beiden Extrema seines Œuvres, dem Heiligen und den Stillleben.

Um zu verstehen, warum gerade dieses Thema so häufig für Andachtsbilder und Hausaltäre verwendet wurde, muss man die Geschichte der Virgen del Sagrario von Toledo besser kennen.
Toledo war Erzbistum, das wichtigste Bistum der unterschiedlichen Kirchenprovinzen Spaniens, und zudem Sitz des Primas von Spanien. Im späten 16. Jahrhundert wetteiferten die Bistümer Spaniens untereinander, wer die prestigeträchtigste christliche Vergangenheit hatte. In Toledo, wo die Jungfrau Bischof Ildefonso erschienen sein sollte, gab es ein Problem, weil in der Kathedrale kaum Reliquien von dieser Erscheinung vorhanden waren. Ildefonso war an einem anderen Ort beigesetzt worden und das Messgewand, das er der Überlieferung nach erhalten hatte, war nicht mehr vorhanden. Deshalb suchte das Domkapitel von Toledo nach einer kreativen Lösung: Die Virgin del Sagrario, eine Heiligenstatue in der Kathedrale, war dieser neuen Tradition nach von der herabgestiegenen Jungfrau umarmt worden. So schuf man einen neuen materiellen Beweis dafür, dass sie hier herabgestiegen war, und wertete den Status der Kathedrale auf. Dadurch bekam der in Spanien bereits weit verbreitete Marienkult neuen Aufschwung.

Der neue Status der Virgin-Statue wurde bereits 1584 durch die Bestellung einer neuen Krone, die ihre alte Tiara ersetzen sollte, gefestigt. Diese Krone wurde von dem Silberschmied Alejo de Montoya gefertigt und ist auf dem Gemälde deutlich zu erkennen. Leider wurde die Krone 1869 oder 1879 aus der Kathedrale entfernt und gilt heute als verloren.
Die Wappen auf dem Gemälde lassen sich nur schwer erkennen. Hinter der Krone ist das Wappen des Hauses Kastilien abgebildet. Das könnte mit der Aufstellung der Statue an einem neuen Platz in der Kathedrale im Jahr 1616 zusammenhängen. Bei dieser Zeremonie war auch der junge Prinz Phillip, der spätere Phillip IV., anwesend. Das Wappen im Baldachin ist mit dem ersteren identisch.

Mit der Eroberung und Kolonisierung Amerikas durch die Spanier wurden Devotionalien und Bilder von der Jungfrau Maria, Jesus und anderen Heiligen über den Atlantik gebracht, wo sie dann an die historischen und regionalen Eigenheiten der spanischen Kolonien angepasst wurden. Gemälde und Drucke von Statuen (sogenannte „Statuenbilder“) waren in Spanien ein beliebtes Genre, das man in die spanischen Unterkönigreiche brachte. Ein Beispiel dafür ist die Kopie einer Statue der Jungfrau von Toledo (Nuestra Señora del Sagrario de Toledo), die von Franziskanermissionaren nach Neuspanien geschafft wurde. Sie sahen in Maria ihre Beschützerin, während sie Missionen gründeten und indigene Völker zum Christentum bekehrten. Dieses Bild der Jungfrau von Toledo sollte später zur Jungfrau von Macana werden.

Hier ist die Jungfrau so auf dem Sockel abgebildet, wie sie in der Kathedrale an der Wand stand, bevor man sie auf den Thron setzte. Obwohl der Druck erst im Jahr 1677 erschien, muss es sich um eine alte Darstellung aus der Zeit vor der Platzierung auf dem von Fanelli gefertigten Thron handeln.

Literatur:
Angulo Íñiguez, Diego; Pérez Sánchez, Alfonso E. (1972). Pintura Toledana de la primera mitad del siglo XVII. Madrid, Instituto Diego Velázquez.
Jordan, William B. (1985). Spanish Still Life in the Golden Age, 1600-1650. Fort Worth, Kimbell Art Museum, p. 193.
Suárez Quevedo, Diego, «Prestigio de la obra de El Greco en colecciones toledanas del siglo XVII. Reflexiones sobre inventarios y tasaciones de pinturas», BSAA, 57 (1991), p. 371-386
Cloe Cavero de Carondelet, “Reframing a Medieval Miracle in Early Modern Spain: The Origins of Our Lady del Sagrario of Toledo,” in The Interaction of Art and Relics in Late Medieval and Early Modern Art, edited by Livia Stoenescu, Turnhout: Brepols, 2020, 29-49.

Christobal Ramirez (tätig ca. 1616-1644)
Preis auf Anfrage
Epoche
1642
Material
Ölfarbe auf Kupfer
Signatur
Rechts unten signiert und datiert: Christob Ramirez. F. 1*42
Abmessungen
43.5 x 32.5 cm

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