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Französischer Louis XV Bureau plat, gestempelt: Migeon



Französischer Louis XV Bureau plat, gestempelt: Migeon

Ein flacher, leicht geneigter Bureau plat mit einer geschwungenen Form sowohl der Beine und des Frieses als auch der Konturen der Tischplatte. Die geschwungene Form wird durch die Beschläge aus feuervergoldeter Bronze betont, die die Silhouette verstärken und die Form schützen.

Der Schreibtisch verfügt auf der Schreibseite über drei Schubladen im Fries; auf der anderen Seite befinden sich drei Scheinschubladen. An den beiden übrigen Seiten wird die Form der Schubladen als mit Parkettierung versehene Felder aufgegriffen. Alle Felder sind oben gerade und unten, wo sie der Linie des Frieses folgen, geschwungen. Die Felder sind mit Parkettierung verziert. Um die Schubladen und Scheinschubladen herum sind die Flächen, die sich bis zu den Füßen fortsetzen, mit einem diagonalen Linienmuster aus Veilchenholz dekoriert.

Zu den feuervergoldeten Beschlägen dieses flachen Schreibtischs gehören u. a. sechs wunderschön asymmetrisch geformte Schubladengriffe. Außerdem befindet sich auf jeder Schublade ein Schlüsselblatt. Zwischen den Schubladen und den Scheinschubladen sieht man feuervergoldete Bronze-Ornamente – aufgebaut aus Akanthusblattvoluten –, die die Linie der geschwungenen Felder betonen. Die Eckbeschläge haben die Form von durchbrochen gearbeiteten Voluten und Akanthusblättern. Die Seitenflächen sind zwischen den mit Parkettierung versehenen Feldern ebenfalls mit Bronzebeschlägen verziert. Die leicht geneigte Schreibplatte umgibt ein profilierter Rahmen aus feuervergoldeter Bronze mit floralen Eckbeschlägen. In dem Rahmen befindet sich ein Passepartout aus Veilchenholz, das die Schreibplatte umschließt.

Flache Schreibtische waren dafür gedacht, mitten im Raum aufgestellt zu werden, damit man an ihnen arbeiten, aber auch an ihnen sitzend Gäste empfangen konnte. So konnten Geschäfte abgewickelt werden, wobei beide Parteien den Tisch zum Schreiben nutzen konnten. Da sich der Schreibtisch in der Mitte des Raumes befand, musste er an allen Seiten schön verarbeitet und verziert sein. Ganz im Gegensatz zu den Schreibtischen, die an der Wand standen und deren Rückseiten keinerlei Verzierung brauchten.

Pierre II. Migeon (1701-1758) stammte aus einer der bedeutendsten protestantischen Pariser Ebenisten-Familien. Sein Vater Pierre Migeon I. (geboren ca. 1670) gründete eine florierende Werkstatt mit einer königlichen und aristokratischen Kundschaft. Der Werdegang von Pierre Migeon II. begann etwa 1726, er wurde aber nie als Ebenistenmeister registriert. Der Grund dafür war wahrscheinlich, dass er ein strenggläubiger Calvinist war, weswegen er – außer durch einen speziellen Dispens – kein Gildemitglied werden konnte. Wir wissen jedoch, dass er bereits 1739 die Werkstatt und das Möbelimperium seines Vaters in der Rue de Charenton im Stadtteil Faubourg Saint-Antoine leitete. Das Tagebuch des Betriebs aus der Zeit von 1730 bis 1736 zeugt von einem außerordentlich florierenden Unternehmen, zu dessen Kunden u. a. die Herzogin-Witwe von Bourbon, der Herzog von Orleans, dessen Sohn, und die Herzogin von Rohan gehörten.

Migeon war sowohl als Ebenist als auch als Händler tätig, was die große Anzahl von Stücken mit seinem Erkennungszeichen erklärt. Beliefert wurde er von den besten Handwerkern seiner Zeit, wie Boudin, Dautriche, R. V. L. C., Duval, Criaerd, Bircklé, Macret und Topino. Trotz der großen Anzahl von Lieferanten weisen die Stücke, die Migeons Stempel tragen, eine auffallende stilistische Einheitlichkeit auf. Seine Entwürfe waren zurückhaltend und nie übermäßig rokokohaft, auch wenn seine Arbeiten, z. B. seine Kommoden en Tombeau und niedrigen Sekretäre, eine Vorliebe für geschwungene und manchmal schwere Formen erkennen ließen. Seine Furniere zeigen eine Tendenz zu geometrischen Mustern, oft mit dunklen Hölzern wie Veilchenholz oder Palisander und häufig auch mit floralen Zierkartuschen. Er war wahrscheinlich der erste Ebenist, der Mahagonifurnier verwendete. Zu den Spezialitäten von Pierre II. Migeon gehörten Sekretäre, Kommoden, Schreibtische und kleine Stücke mit aufwendiger Ausstattung, etwa luxuriöse Wasserklosetts, die an die Hofdamen und Madame de Pompadour geliefert wurden.

Ab 1740 belieferte das Haus Migeon den Hof über die Büros des Menus Plaisirs und lieferte auch verschiedene funktionelle Stücke an den Garde-Meuble Royal, der für die Einrichtung der königlichen Paläste zuständig war. Nach dem plötzlichen Tod von Pierre II. führte sein Sohn Pierre Migeon III. (1733-75, 1761 Meister) das florierende Geschäft bis zu seinem Tod weiter. Danach wurde der Betrieb bis etwa 1785 von dessen Witwe weitergeführt. Die Arbeiten aller Mitglieder der Familie sind von höchster Qualität. Werke von Pierre Migeon II. befinden sich im Musée des Arts décoratifs, im Louvre, im Petit Palais und im Carnavalet in Paris, in den Schlössern von Fontainebleau und Champs-sur-Marne sowie im Musée des Arts décoratifs in Lyon und in Beauvais. Seine Arbeiten werden auch in den Sammlungen des Victoria & Albert Museums und der Wallace Collection sowie in Waddesdon Manor, der National Gallery of Art in Washington und dem Residenzmuseum in München gewürdigt.

Französischer Louis XV Bureau plat, gestempelt: Migeon
Preis auf Anfrage
Provenance
Nijstad Sculptuur & Glas BV, Amsterdam Niederländische Privatsammlung, am 19. August 1980 beim Obengenannten erworben
Epoche
ca. 1740
Material
Eichen- und Weichholzkern, mit Rosen- und Veilchenholz furniert, Schreibplatte aus Leder, feuervergoldete Bronzebeschläge
Signatur
Migeon
Abmessungen
74 x 131 x 75 cm

Weltweite Lieferung möglich


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