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Nicolas de Largillière (1656-1746)



Nicolas de Largillière (1656-1746)

Eine anmutige Dame sieht uns an. Sie trägt ein Brokatkleid und einen Samtmantel, der Mantel wird von einem Schmuckstück gehalten.

Der Maler Nicolas de Largillière (Paris 1656-1746) war der Gesellschaftsmaler des 18. Jahrhunderts. Mit seinen Porträts hat er ein Bild der blühenden Gesellschaft unter der Regierung von Ludwig XIV und XV eingefangen. Dieses Porträt ist ein typisches Beispiel für jene vornehmen Porträts, wie sie Largilliere zu Anfang des 18. Jahrhunderts malte. Aus Verträgen ist bekannt, dass der Maler für solche Porträts ohne Abbildung der Hände 600 Livre verlangte.
Es ist allerdings nicht leicht, eine auf einem Porträt von Largilliere dargestellte Dame zu identifizieren.
Der Maler vereinfachte und verschönerte die Gesichter seiner eitlen Kundinnen, um ihre Erwartungen besser zu erfüllen. Diese Herangehensweise an das Porträt war im 18. Jahrhundert sehr üblich. Der Kunsttheoretiker Roger de Piles bestätigt in „Cour de Peinture par principe“, dass vor allem in Frankreich Frauen nicht so viel Realismus tolerierten wie porträtierte Männer („Cours de Peinture“, 1706, niederländische Übersetzung: „Beredeneerde Beschouwing“, 1756, S. 171, 184).
Dieses Gemälde ist ein charakteristisches Porträt des Meisters in einer Komposition, die er während seiner Karriere regelmäßig wiederholte, mit oder ohne Hände. Es kann gut sein, dass die Kleidung, die die Porträtierte trägt, Eigentum von Largillière war. Das Brokatkleid und der Samtmantel kommen nämlich auf mehreren Porträts vor. So zeigt ein Porträt einer Dame in der Sammlung Rau, eines in den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen in München und das Porträt einer Dame im Fine Arts Museum of San Francisco das gleiche Kleid mal mit und mal ohne diesen Samtmantel. Auch der gedämpfte Hintergrund mit Sträuchern kehrt auf all diesen Porträts wieder.

Largillière malte regelmäßig mehrere Versionen eines Porträts. Auch von diesem Gemälde sind mehrere Versionen bekannt. Außer dieser eigenhändigen Version gibt es noch eine zweite eigenhändige Version im Musée Cognacq-Jay in Paris. Eine dritte Version, in der Werkstatt von Largillière angefertigt, befindet sich im Museum Mayer van den Bergh in Antwerpen.

Die Porträtierte
Obwohl auf der Rückseite dieses Gemäldes in geschwungenen Buchstaben der Name Jeanne van Robais steht, weiß man nicht ganz genau, ob es sich hierbei um deren Porträt handelt. Trotz wiederholter Untersuchungen konnte dies bis heute nicht mit Sicherheit festgestellt werden.
Wenn die Identifikation als Jeanne van Robais korrekt ist, dann handelt es sich hier um das Porträt einer Tochter aus der Familie von Isaac van Robais, eines steinreichen Fabrikanten aus Abbeville. Sein Sohn Abraham wurde 1767 von Perroneau auf einer Pastellzeichnung verewigt (Portrait d’Abraham van Robais, 1767, Museé du Louvre, R. F. 4146).
Die andere eigenhändige Version dieses Gemäldes im Musée Cognacq-Jay in Paris heißt traditionell das Porträt der Madame la Duchesse de Beaufort: eine adelige englische Dame, die während ihres Aufenthaltes in Paris porträtiert wurde. Über ihren Lebenslauf ist nichts bekannt.
Eine dritte Werkstattversion dieses Porträts im Museum Mayer van den Bergh in Antwerpen wurde 1898 von J. B. de Klyn, Bürgermeister von Oudenbosch, in Nord-Brabant gekauft. Laut Überlieferung handelt es sich um ein Ahnenporträt einer altadeligen französischen Familie, die 1795 geflüchtet ist.

Literatur:
Jaarverslag Museum Boymans Van Beuningen 1953, S. 9, 10.
J. C. Ebbinge Wubben, Old Paintings 1400-1900, Museum Boijmans Van
Beuningen, Rotterdam 1972, S. 142, 214.
Myra Nan Rosenfeld, Nicolas de Largilliere and the eighteinth century portrait, Montreal 1981, S. 254, Abb. 50b.
Agenda Museum Boijmans Van Beuningen 1984.
Rijksdienst Beeldende Kunst, Old Master paintings an illustrated summary catalogue, Den Haag 1992, S. 173, Kat.-Nr. 1450.
J. Giltaij, Honderdvijftig jaar er bei en er af, Rotterdam, Museum Boijmans Van
Beuningen 1999, S. 106.
Therese Burollet, Les Peintures Musée Cognacq Jay Muséé du XVIIIe siècle de la ville de Paris, Paris 2002, S. 194-196.
 
Provenienz:
Sammlung S.P.D. May seit ungefähr 1910.
Durch Vererbung, E. von Marx-May 1940.
Öffentlicher Verkauf: Frederik Muller 18 juillet 1944, lot nr. 6
E. Göpel, Den Haag, Erwerb für das “Führermuseum”, Linz.
Rückerstattung an den Staat der Niedelanden, 1946.
Leihgabe an Museum Boijmans Van Beuningen, Rotterdam 1953 - 2007 (inv.2378)
Zurückgegeben an die Familie Marx-May, 2007
 
Nicolas de Largillière (1656-1746)
Preis auf Anfrage
Epoche
1714
Material
Ölfarbe auf Tuch
Signatur
Nicolas de Largillière
Abmessungen
83 x 68 cm

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