Diese Folio-Mappe aus Kalbsleder ist auf der Vorderseite reich mit einer Arbeit aus Silber, vergoldeter Bronze und Emaille verziert. In der Mitte ist eine silberne Plakette in Form eines italienischen Renaissance-Tabernakel-Rahmens zu sehen. In dem Rahmen befindet sich mittig das Wappen der Familie Ullmann von Erény, darüber auf dem Fronton das kaiserliche Wappen der Donaumonarchie und unterhalb des Rundschildes das Wappen der DDSG (Erste Donau Dampfschiffahrts-Gesellschaft). Die zentrale Plakette ist vollständig von grün und rot emaillierten Lorbeerzweigen mit Beeren umgeben. In den vier Ecken werden diese Zweige durch ein Viertel eines Schiffsrads unterbrochen, das jeweils mit zwei stilisierten, ineinander verschlungenen Delphinen versehen ist. Zwei ringsherum laufende, vergoldete Bronzeleisten mit Perlenränder umgeben einen blau und weiß emaillierten Mäander, der von quadratischen Plaketten mit vergoldeten Ankern auf blauem Grund unterbrochen wird.

Die Mappe ist auf der Innenseite gestempelt: August Klein Wien Graben Nr 20. Das verweist auf den Nürnberger Lederverarbeiter August Klein, der 1847 ein Geschäft für Luxuslederwaren in Wien eröffnete. Die Produkte von August Klein wurden auf zahlreichen Messen ausgezeichnet. Er war der erste Fabrikant in Österreich, der derartige Luxusgüter über den Kleinhandel hinausgehend produzierte. August Klein wurde zu einem Begriff auf dem Gebiet der Mode, seine Erzeugnisse wurden international gehandelt und geliebt. Für seine Verdienste wurde August Klein 1881 von Kaiser Franz Joseph I. in den Adelsstand mit dem Titel „Ritter von Ehrenwalten“ erhoben. Außerdem wurde er zum kaiserlichen und königlichen (k. u. k.) Hoflieferanten für Leder-, Holz- und Bronzewaren ernannt.

Diese besonders üppig verzierte Mappe wurde vermutlich im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts von Kaiser Franz Joseph I. von Österreich dem damaligen Direktor der D.D.S.G., der Ersten Donau-Dampschiffahrts-Gesellschaft, Ludwig „Lajos“ Ullmann von Erény (1848-1903) geschenkt. Unter dessen Leitung entwickelte sich die DDSG zur größten Binnenschifffahrtsgesellschaft der Welt. Lajos Ullmann von Erény stammte aus einem bekannten Geschlecht und war der Sohn von Karóly Erényi Ullmann, der als Gründer eines großen Versicherungsunternehmens erfolgreich und zu seiner Zeit eine bekannte Führungspersönlichkeit in der Wirtschaft war. Lajosʼ Bruder Sándor war ein erfolgreicher Rechtsanwalt und Politiker, und sein zweiter Bruder Mayer stieg zunächst in das Geschäft seines Vaters ein und war später einer der Gründer der ungarischen Handelsbörse. Die Familie wurde am 19. September 1880 in den Adelsstand erhoben, wobei der Name Erény hinzugefügt wurde.

Die DDSG
Nach mehreren erfolglosen, auch staatlich geförderten Versuchen der Schifffahrt auf der Donau und deren Nebenflüssen wurde die erste k. u. k. privilegierte Donau-Dampfschiffahrts-Gesellschaft gegründet. Die treibende Kraft hinter der Gründung der Gesellschaft waren die beiden Engländer John Andrews und Joseph Pritchard. Zu den Aktionären der Gesellschaft zählten u. a. Kronprinz Ferdinand, der ungarische Erzherzog Joseph von der Pfalz, Fürst Metternich, Angehörige des Adels und der großen Wiener Banken sowie der ungarische Unternehmer Graf Istvan Szechenyi. Bereits 1813 hatte Kaiser Franz I. per kaiserlichem Dekret jedem ein Exklusivprivileg erteilt, der Güter ohne Zugtiere auf der Donau stromaufwärts transportieren konnte – de facto der Startschuss für die Dampfschifffahrt in Österreich. Zwanzig Jahre später war die Etablierung der Dampfschifffahrt auf der Donau Fakt. Nachdem sie zunächst mit enormen nautischen Problemen zu kämpfen gehabt hatte, entwickelte sich die DDSG in den folgenden Jahrzehnten zur größten Binnenschifffahrtsgesellschaft der Welt (1880). Auch nach dem Ende des Exklusivprivilegs 1858 ließ sich das Unternehmen seine Vormachtstellung nicht streitig machen, und lästige Konkurrenten wurden systematisch aufgekauft.