Dieser üppig geschnitzte und verzierte Spiegel von Andrea Fantoni ist fast quadratisch. Ihn schmückt ein dreifacher Perlenrand und ein Rand aus verschlungenem Akanthuslaub, das von einem Band zusammengehalten wird. Diese Basis ist umgeben von reich geschnitzten, großen, sich kräuselnden Akanthusblättern, die in Bekrönung und Schürze symmetrisch zusammentreffen.
Andrea Fantoni (1659-1734) stammte aus einer langen Linie von Holzschnitzern, die schon ab Mitte des 15. Jahrhunderts für ihre qualitativ hochwertigen Arbeiten in Kirchen rund um Bergamo bekannt waren. Fantoni wurde 1659 in Rovetta geboren und starb 1734 in Bergamo. Er wurde von seiner Familie, aber auch von Pietro Ramus (1639-1682) ausgebildet und arbeitete außerdem am Palazzo Ducale in Parma. 1679 kehrte er nach Rovetta zurück. In seiner Werkstatt wurde eine Vielzahl von Objekten gefertigt, unter anderem Skulpturen, Reliefs und dekorative Holzschnitzarbeiten. Sein bekanntestes Werk ist der Beichtstuhl in der Basilica di Santa Maria Maggiore in Bergamo und der in der Kirche St. Alessandro in Brescia.

Andrea Fantoni leitete die Werkstatt, die sehr beliebte Spiegel herstellte und daher florierte. Der aus der Lombardei stammende Fantoni wurde unverkennbar von der Arbeit des Andrea Brustolon (1662-1692) beeinflusst. Entwürfe und Zeichnungen für diesen Spiegeltyp befinden sich im  Besitz der Fondazione Fantoni in Rovetta.
Typisch für das Werk von Andrea Fantoni ist der sich windende Stamm, aus dem Blätter in barocken Formen und Rundungen sprießen. In vielen Entwürfen von Fantoni sieht man zudem, wie die üppigen Blätter in der Mitte von einem Band zusammengehalten werden. Die üppigen Formen der vergoldeten Blätter im typischen „Fantoni“-Stil findet man auch auf den unterschiedlichen Altarbildern in der Umgebung von Bergamo.

 

Literatur:
Rossana Bossaglia, Fantoni: quattro secoli di bottega di scultura in Euraufa, Vicenza 1978
Lidia Rigon, La bottega dei Fantoni, Clusone 1988