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Japanische sechsfach Lackarbeit Paravent



Japanische sechsfach Lackarbeit Paravent

Dieser Raumteiler besteht aus sechs beidseitig bemalten Teilen, die durch Scharniere miteinander befestigt sind. Die Bemalung: in Makie-Technik mit goldenem und rotem Lack auf schwarzem Untergrund.

Seite A
Zwei schmale Bordüren aus Ranken und Blumen bilden eine breite Bordüre mit Körben mit Blätter- und Blütenzweigen darin, umgeben von Insekten, Blätter- und Blütenzweiglein sowie einzelnen Vasen, Gefäßen und östlichen Symbolen. Auch sind dort immer wieder zwei, manchmal drei ineinander geflochtene Ringe zu erkennen.
Auf der Fläche, die von dieser breiten Bordüre eingefasst wird, sieht man eine gemalte Landschaft: Wasser mit Felseninseln, darauf Bäume, Pavillons mit Gestalten und eleganten Gesellschaften. Die meisten Inseln sind über Brücken miteinander verbunden. Links ein Boot mit Dach, in dem zwei Personen gefahren werden, rechts ein Vogelschwarm.

Seite B
Zwei schmale Bordüren aus Ranken und Blumen bilden eine breite Bordüre mit Körben mit Blätter- und Blütenzweigen darin, umgeben von Insekten, Blätter- und Blütenzweiglein sowie einzelnen Vasen, Gefäßen und östlichen Symbolen. Zudem sind auch hier immer wieder ineinander geflochtene Ringe zu sehen.
Auf der von dieser breiten Bordüre eingefassten Fläche ist auf dieser Seite ebenfalls eine Wasserlandschaft mit Felseninseln, darauf Bäume, Pavillons und Häuser, abgebildet. Die Figuren hier werden, so scheint es, stärker in ihrem Alltagsleben gezeigt. Es handelt sich um Fischer, einen Mann, der Tiere mit einem Boot transportiert, um Gestalten mit einem Kind am Ufer und Träger auf Brücken.

An diesem Raumteiler ist die Mischung aus japanischen und chinesischen Auffassungen, Stil- und Ausführungselementen auffällig.
Die Konzeption in Bezug auf die Flächenverteilung ist nicht sehr japanisch: Dort ließ man häufig die Mitte der Fläche unbemalt, die Pavillons haben zudem einen recht chinesisches Äußeres und man findet chinesische Symbole und Schriftzeichen. Doch all diese chinesischen Motive, Symbole und Schriftzeichen wurden auch in Japan verwendet und dort auf ganz eigene Weise interpretiert. So sind die Schriftzeichen, aber vor allem auch die Ringe, die auf jedem Schirm einige Male vorkommen, ein sowohl in Japan als auch in China verwendetes buddhistisches Symbol und bedeuten so viel wie: Wenn Weisheit und Güte in Balance sind, herrscht Frieden.

Die Ausführung zeigt eine Vermischung mehrerer Handschriften und die Art der Verarbeitung lässt eine Kombination von japanischen und chinesischen Elementen erkennen.
Die verwendeten Materialien: Das Holz, das Moskitonetz, das Nori-Urushi, der Rotocker, die Pigmente und ein großer Teil des Goldes sind japanisch. Die Art und Weise, wie die detaillierten und eleganten Bestandteile bemalt sind, ist zweifelsohne ebenfalls japanisch, aber es gibt auch weniger kunstvoll gefertigte Bestandteile, die wir als in „chinesischer Arbeitsweise“ erstellt qualifizieren können. Einige der etwas gröber gemalten Vasen und Gefäße der breiten Bordüre sind ein Beispiel dafür und machen zudem deutlich, dass nicht alle „Lackierer“ auf dem gleichen Niveau arbeiteten. Untersuchungen während der Restaurierung zeigten zudem, dass die Konturlinien der Felsenlandschaften aus „Prefab“-Material bestehen. Diese Linien wurden mit einer der Lackschichten aufgebracht und anschließend wurden die Felsen mit Goldfolie belegt und gelackt. Diese Arbeitsweise ist viel weniger zeitintensiv als das langsame Aufbauen von Lagen aus mit Kalk gemischtem Lack, wie man es in Japan normalerweise machte.
Die Felsen wurden übrigens mit einem schlecht haftendem (chinesischen?) Material gelackt, das teilweise beim Reinigen des Paravents zusammen mit dem Gold verloren ging. Wahrscheinlich ist der Paravent unter großem Zeitdruck hergestellt worden, was vermutlich auch der Grund für die Tatsache ist, dass verschiedene Lackierer an ihm gearbeitet haben.
Für die Arbeit unter Zeitdruck spricht auch der häufige Einsatz der Hari-Gaki-Technik: das ins Gold Kratzen von feinen Linien, um Detaillierungen vorzunehmen. Dieses Kratzen war wohl ein Bestandteil der Arbeit in der japanischen Makie-Technik. Die Hari-Gaki-Technik wurde hier einige Mal bei den Blumenkörben auf der Bordüre angewandt. Das Kratzen geht schneller als das „Aussparen“ der Linien im Gold.

Die Qualität japanischer Lackarbeit wurde im 17., 18. und 19. Jahrhundert in Europa viel höher geschätzt und gewürdigt als die Qualität chinesischer Lackarbeit. Zu verdanken ist das zum großen Teil der Sorgfalt, mit der die japanische Arbeit ausgeführt wurde, und der hohen Qualität der verwendeten Materialien. (Ein Beispiel auf diesem Raumteiler dafür ist das – zwar benutzte, doch noch immer sehr kostbare – grüne Moskitonetz, das an einer „unsichtbaren“ Stelle eingesetzt wurde.)

Die Hypothese von Prof. Dr. Christiaan Jörg in Bezug auf diesen japanischen Raumteiler ist, dass er aus China in Japan bestellt wurde, um anschließend, ohne Vermittlung der Niederländischen Ostindien-Kompanie (VOC), nach Europa verkauft zu werden. Bestellungen durch chinesische Händler sind möglicherweise mit Beispielen oder „Modellen“ von Motiven für die Bemalung verbunden gewesen. Das könnte auch die Konzeption der Flächenverteilung und die u. U. chinesischen „Prefab“-Konturen erklären.

Dieser in einem „Mischstil“ gefertigte Raumteiler ist zweifelsohne japanischer Machart und damit der zweite japanische gelackte Raumteiler, den wir kennen.
Der bisher einzige andere bekannte japanische gelackte Raumteiler befindet sich in der Sammlung des Victoria and Albert Museum in London (invent. FE50-1980).

Wie schon gesagt, wurde japanische Lackarbeit in Europa sehr geschätzt, nicht nur um ihrer selbst willen, sondern auch wegen all der Dinge, die man mit ihr machen konnte. Ab ca. 1660 und auch während des 18. Jahrhunderts wurden viele japanische gelackte Truhen, Schränke und Raumteiler zersägt, um die schönsten Teile als verzierte Paneele in europäischen Möbeln zu nutzen. Während des Barocks und des Rokokos (allgemein gesagt von 1650 bis 1750) waren reich verzierte, vergoldete Möbel groß in Mode. Ein Gegenstand wie dieser gelackte Raumteiler, der – auch jetzt noch – so reich verziert ist, erfüllte die damaligen europäischen Ansprüche an das Interieur perfekt.

Literatur:
Oliver Impey en Christiaan Jörg, Japanese Export Lacquer 1580-1850, Amsterdam 2005.

 
Japanische sechsfach Lackarbeit Paravent
Preis auf Anfrage
Provenance
Collection de Wiersse, Vorden [fam. de Stuers]
Epoche
ca. 1725
Material
Sugiholz (Cryptomeria japonica, japanische Zypresse), grünes Moskitonetz, Noriurushi (Mischung aus tierischem Leim und Lack), Grundierung aus Rotocker, Lack (Rhus vernicifera), schwarzes und rotes Pigment, Goldpuder (hiragoku-fun), Eisenscharniere
Abmessungen
227 x 330 cm

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