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Holländischer Louis-XV-Sekretär en pente, Matthijs Horrix zugeschrieben



Holländischer Louis-XV-Sekretär en pente, Matthijs Horrix zugeschrieben

Der Sekretär steht auf eleganten doppelt gebogenen Beinen und hat eine gewölbte Rückseite sowie gewölbte Seiten. Die Vorderseite, der Deckel, die Seiten und die Oberseite sind, genau wie die drei Schubladen, mit Marketerie verziert. Die Vorderseite zeigt innerhalb eines verknoteten und gebundenen Bandes ein muschelförmiges Motiv. Den Deckel ziert ein Feld, gefüllt mit Karos mit Rosetten. In seiner Mitte befindet sich vor einem Hintergrund aus bois teinté die von einem Band aus Rosenholz eingefasste Abbildung eines durchbrochenen Korbs mit Blumen.

In der Mitte der Oberseite des Sekretärs befindet sich ein ovales Medaillon mit den Initialen HGL, die von äußerst anmutigen Blätterzweigen mit Blumen gebildet werden. Das mit eingravierten Lorbeerblättern versehene Medaillon wird von einem Band „an der richtigen Stelle gehalten“, das ein Feld aus Nussbaumwurzelholz einfasst. Die Seiten des Möbelstücks, die ebenfalls Nussbaumwurzelholz-Felder aufweisen, sind mit verknoteten und gebundenen Bändern verziert, die, genau wie die Bänder auf der Vorder- und der Oberseite, die wellenförmigen und abgeknickten Umrisse des Sekretärs elegant betonen. Der Eckbeschlag und die Sabots zeigen Rokoko-Formen, das schildförmige Schlüsselblatt mit Girlanden ist etwas späteren Datums.
Die Innenseite des Deckels ist mit Nussbaumwurzelholz furniert und mit grünem Leder bezogen. Das Innere weist unterhalb eines Aufbewahrungsfachs drei mit Griffen versehene Schubladen auf. Die Front der drei Schubladen ist wellenförmig. Die beiden äußeren Schubladen zeigen eine Marketerie aus Blattzweigen, die mittlere ist mit einer an Ringen hängenden Draperie verziert. Im Boden unterhalb der Schubladen befinden sich zwei Schubfächer mit versenkten Beschlägen.

Aufgrund der Ähnlichkeit mit Möbeln, die mit großer Wahrscheinlichkeit Matthijs Horrix zugeordnet werden können, schreibt Baarsen auch diesen Sekretär Horrix zu. Dies sei vor allem, so Baarsen, wegen der Übereinstimmungen in der Marketerie gerechtfertigt. In erster Linie führt er die Marketerie der gebundenen Bänder wie auch die spielerisch um das Feld mit dem Blumenkorb geschlungenen Bänder an. Diese beiden Arten von Bändern sind für eine Kommode im Schloss Huis ten Bosch (die in den Jahren 1765-1770 an den Hof des Statthalters in Den Haag geliefert wurde) charakteristisch, ebenso für drei Kommoden aus dem Schloss Rosendael (Gelderland, Niederlande), die höchstwahrscheinlich vor 1768 an A. J. Baron Torck und seine Frau E. J. de Rode van Heeckeren geliefert wurden.

Baarsen erklärt, dass die Blumenmarketerie auf dem Deckel eine Variation darstellt, die er auf jeden Fall vorher nicht bei den von ihm beschriebenen Möbelstücken gesehen hat. Er vermutet, dass der Mitarbeiter von Horrix, der ebenfalls für die Marketerie der gebundenen Bänder verantwortlich war, auch derjenige ist, der den Deckel mit dem sehr schönen und „französisch“ ausgeführten Blumenkorb dekorierte.
Wahrscheinlich hat dieser Mitarbeiter zudem die ungewöhnlich eleganten Initialen im Medaillon auf der Oberseite des Sekretärs gefertigt, das von Baarsen nicht erwähnt wird.

Matthijs Horrix (geb. 1735 in Lobberich, gest. 1809 in Den Haag) kam höchstwahrscheinlich etwa 1761 nach Den Haag und wurde im Mai 1764 Mitglied der Gilde der Kabinetthersteller der Stadt. Im Januar 1764 wurde er als Einwohner von Den Haag registriert und heiratete im gleichen Jahr Elisabeth de la Fosse aus Den Haag. Das Ehepaar wohnte in der Spuistraat, wo sich auch die Werkstatt von Horrix befand. Sie entwickelte sich ab ca. 1770 zu einer umfangreichen und vielseitigen Arbeitsstätte. Horrix trat 1771 der „Pietersstoelgilde“ bei und war neben Kabinettherstellermeister auch „Meister der spanischen Stuhlmacher“. Zudem wurde Horrix’ Mitarbeiter Willem Corbaz 1771 als „Bezieher“ in die Mitgliederliste der „Pietersstoelgilde“ eingetragen, sodass man die Möglichkeit hatte, auch bezogene Stühle zu liefern. In der Tat konnte Horrix ab diesem Zeitpunkt alle Arten von Möbeln fertigen, die für die Einrichtung eines Hauses benötigt wurden, und das wurde am Hof des Statthalters und in Hofkreisen fleißig genutzt, zumal Horrix „nach dem neuesten Geschmack in Paris“ arbeitete. Das beweist auch der Name seiner Firma: „In der Kommode von Paris“.
1809 starb Matthijs Horrix. Sein Nachfolger wurde sein Neffe Pieter Paulus Horrix (1767-1840), der schon seit 1794 in der Werkstatt seines Onkels tätig war.

Literatur:
R.J. Baarsen, “ ‘In de commode van Parijs tot Den Haag’, Matthijs Horrix (1735-1809), een meubelmaker in Den Haag in de tweede helft van de achttiende eeuw”, in Oud Holland 107, nr. 1, 1993, pp. 161-256.
J.C. Bierens de Haan, Rosendael, Groen Hemeltjen op Aerd, Kasteel, tuinen en bewoners sedert 1579, Leiden/Zutphen 1994.
Holländischer Louis-XV-Sekretär en pente, Matthijs Horrix zugeschrieben
Preis auf Anfrage
Provenance
A. Aronson, 23e Oude Kunst en Antiekbeurs Delft 1971. Freifrau Spies von Büllesheim, Westphalen.
Epoche
ca. 1765-1770
Material
Eichenholzkern, furniert mit Rosen-, Nussbaumwurzel-, Nuss-, Amarant-, Palm- und Ahornholz sowie mit bois tenté; feuervergoldeter bronzener Beschlag
Abmessungen
93 x 48 x 80 cm

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