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Deutschen Elfenbein Relief mit die Darstellung Susanna und die Alten, Antonio Leoni zugeschrieben



Deutschen Elfenbein Relief mit die Darstellung Susanna und die Alten, Antonio Leoni zugeschrieben

Dieses beeindruckende Elfenbeinrelief von Susanna und den Alten ist eine neue Ergänzung einer seltenen Gruppe von Elfenbeinobjekten des venezianischen Elfenbeinschnitzers Antonio Leoni (aktiv 1704-1716, Düsseldorf), der einer der Hofbildhauer des Kurfürsten Johann Wilhelm II. (1658–1717) in Düsseldorf war.

Aufgrund der kräftigen Umrandung und der anspruchsvollen unterschiedlichen Tiefe von Fläche und Schnitzarbeit ist dieses Werk eher ein Diorama als ein Relief. Obwohl bekannte Künstler wie Francis van Bossuit und der auch in Düsseldorf aktive Hofbildhauer Ignaz Elhafen ihren Reliefs ebenfalls Tiefe verliehen, war es Antonio Leoni, der diese Technik zu höchster Vollendung brachte. Ein Relief mit dem Märtyrertod des heiligen Laurentius aus der Sammlung des Kurfürsten, das sich im Bayerischen Nationalmuseum befindet (Berliner, op. cit., Nr. 464), wurde auf ähnliche Weise einem separat gefertigten oberen Rand ausgestattet. Das besser bekannte Paar großer horizontal ausgerichteter Reliefs mit dem Raub der Proserpina und der Opferung der Iphigenie im selben Museum wurde auf ähnliche Weise erstellt und zeigt zudem viele sehr verwandte Details (siehe Schmidt, op. cit.). Auffallend am hier vorliegenden Relief ist die Ausführung des Hintergrunds: Abgeflachte, scheinbar flüssige, als Flachrelief geschnitzte Wolken bilden einen Kontrast zu der eindrucksvollen Dreidimensionalität leicht gekrümmter, spärlich belaubter Bäume mit Rissen in der Rinde, die den Blick auf das darunterliegende getüpfelte Holz freigeben (am besten erläutert bei Baumstark, op. cit., S. 295). Die weichen Rundungen, die den Hintergrund der Szene prägen, finden sich bei der nackten Susanna wieder, ihre weichen Körperformen gleichen dabei denen der Proserpina und ihrer Begleiter, auch wenn diese eine verdrehte Körperhaltung und einen verzweifelten Gesichtsausdruck aufweisen. Bemerkenswert ist auch die Anordnung der ausgestreckten Finger der Susanna: das Aneinanderliegen von Mittel- und Ringfinger. Im Relief mit dem Raub der Proserpina werden die Gesichter der bärtigen Männer, d. h. des Pluto und zweier Flussgötter, auf ähnliche Art und Weise im Profil und mit schmalen lockigen Bärten dargestellt. Doch eine große stehende Figur von Rochus von Montpellier, die lange Zeit mit Leoni in Verbindung gebracht wurde (Berliner, op. cit., Nr. 465), und die Gestalt ganz links im bereits erwähnten Relief des heiligen Laurentius gleichen einander noch stärker, insbesondere in Bezug auf ihre Länge und ihre Kleidung. Im vorliegenden Werk sieht man im Vordergrund unregelmäßige, wächserne Felsen mit beblätterten Pflanzentrieben dazwischen: Das ist ein Charakteristikum, das alle Reliefs von Leoni aufweisen. Am besten zu erkennen ist es aber in dem großartigen Relief der Bekehrung des heiligen Paulus in der Sammlung des Kurfürsten, ebenfalls in München, das eine vollständige Signatur trägt: Antonius Leoni Venetus F. (Berliner, op. cit., Nr. 466).

Durch die Heirat seiner Schwester mit Kaiser Leopold I. und seine eigene Hochzeit mit Anna Maria Luisa de’ Medici bekam Kurfürst Johann Wilhelm II. Zugang zur neuesten höfischen Mode in Europa und den talentiertesten Künstlern. Maler wie Eglon van der Neer, Adriaen van der Werff und Jan Weenix lieferten Werke für seine umfangreiche Bildergalerie am Hof, gleichzeitig gab der Kurfürst zahlreiche Arbeiten bei Rubens in Antwerpen in Auftrag. Er importierte Skulpturen aus der Werkstatt des Massimiliano Soldani Benzi in Florenz, während die Künstler Gabriel Grupello, Ignaz Elhafen und Antonio Leoni am Hof in Düsseldorf lebten und diesen mit Werken aus Elfenbein ausstatteten. Die drei Künstler prosperierten unter dem großzügigen Mäzenatentum des Kurfürsten und fertigten außergewöhnlich große und dennoch komplexe Elfenbeinarbeiten in einem fast schon malerischen Barockstil. Antonio Leoni kam 1704 an den Hof und ein großer unvollendeter Krug aus der Sammlung des Kurfürsten in München lässt vermuten, dass er seine Position beim Tode von Johann Wilhelm II. 1716 aufgab (Berliner, op. cit., Nr. 477). Die Signatur auf der Bekehrung des heiligen Paulus weist ihn als Venezianer aus, doch ungeachtet seines früh entwickelten Talents ist nicht klar, wie Leoni seinen Weg nach Düsseldorf fand und wo er nach 1716 tätig war.

Literatur:
R. Berliner, Die Bildwerke in Elfenbein, Knochen, Hirsch- und Steinbockhorn mit einem Anhange: Elfenbeinarbeiten der staatlichen Schlossmuseen in Bayern, cat. Bayerisches Nationalmuseum, Munich, Augsburg, 1926, pp. 98-102, nos. 464-477; Johann Wilhelm Kürfürst von der Pfalz als Mäzen, exh. cat. Kunstmuseum der Landeshauptstadt Düsseldorf, Dusseldorf, 1958, pp. 5-9 and 28-29, nos. 97-100, figs. 99-100; R. Baumstark and P. Volk (eds.), Apoll Schindet Marsyas. Uber das Schreckliche in der Kunst, exh. cat. Bayerisches Nationalmuseum, Munich, 1995, pp. 257-259, no. 55; E. Schmidt and M. Sframeli (eds.), Diafane Passioni. Avori barocchi dalle corti europee, exh. cat. Palazzo Pitti, Museo degli Argenti, Florence, 2013, pp. 298-301, nos. 108-109.
 

 

Deutschen Elfenbein Relief mit die Darstellung Susanna und die Alten, Antonio Leoni zugeschrieben
Preis auf Anfrage
Provenance
Albrecht Neuhaus, Würzburg Privatsammlung, Deutschland
Epoche
ca. 1704-1716
Material
Elfenbein in einem Holzrahmen mit Messingleisten und Ebenholzfurnier, eingelegt mit Messing und Perlmutt
Abmessungen
16 x 12.4 x 4.5 cm

Weltweite Lieferung möglich