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Flämische Terrakotta-Büste einer Frau mit Schandmaske



Flämische Terrakotta-Büste einer Frau mit Schandmaske

Diese Terrakottabüste einer Frau mit Schandmaske, die ihre Zunge herausstreckt, ist eine überraschend frei modellierte Figur mit einer interessanten Bedeutung. Wo mag diese Büste gestanden haben? Werfen wir zunächst einmal einen Blick auf die Bedeutung der Schandmaske und des Zungeherausstreckens. Das Tragen einer Schandmaske, auch Gesichtskäfig genannt, war eine der Strafmaßnahmen, zu denen auch der Schandpfahl, -stuhl, -mantel, -käfig, das Brandmarken und die Stockschläge gehörten. Das Tragen einer Schandmaske wurde im mittelalterlichen Europa auferlegt, als Gefängnisstrafen noch nicht üblich waren und Strafmaßnahmen das Ziel hatten, den Verurteilten in seiner Ehre zu kränken, ihn zu entehren und zu erniedrigen. Erst im 18. Jahrhundert wurden diese Strafen ungebräuchlich. Die Person, die dieses Schicksal erlitt, wurde öffentlich in der Stadt oder im Dorf herumgeführt oder auf einem Platz zur Schau gestellt, wo sie vom aufgehetzten Volk verspottet, bespuckt und mit faulem Obst und Pferdeäpfeln beworfen wurde. Nicht selten mündete das darin, dass Steine und andere harte Objekte geworfen wurden. Die Maske bot dann Schutz, denn es konnte vorkommen, dass der wehrlose Verurteilte dadurch schwere (Kopf-)Wunden erlitt oder sogar zu Tode kam. Wie lange diese Maske getragen werden musste, hing vom Verbrechen, der Person und dem Ort ab. Die Schandmaske soll vor allem eingesetzt worden sein, um Frauen zu bestrafen, die die öffentliche Ordnung störten, indem sie durch das Verbreiten von Klatsch, durch das Äußern von Beleidigungen und durch Lügen Unruhe stifteten.

Die herausgestreckte Zunge stand für Beleidigung, Irrsinn, Unkeuschheit oder Unverschämtheit. Schon im frühen Mittelalter war diese Gebärde kennzeichnend für die Teufel aus der Hölle, wir treffen sie aber auch bei Sündern, Heiden und Unersättlichen an, beispielsweise in Darstellungen der Passion, auf denen Heiden Christus die Zunge herausstrecken. In der Darstellung, die wir hier sehen, ist die herausgestreckte Zunge ein Symbol für Vulgarität, Obszönität und Irrsinn. Die Zunge und die dicken Lippen symbolisierten nämlich die Grenze zwischen innen und außen, dem Körperlichen und dem Spirituellen.
Führt man sich die Bedeutung dieser beiden auffälligsten Dinge an der Büste vor Augen, so ist es wahrscheinlich, dass sie in einem „Tollhaus“ oder in einem Gefängnis gestanden hat. Ein Tollhaus war ein Gebäude, in das in früheren Jahrhunderten die Verrückten und die Aufwiegler eingesperrt wurden.

Flämische Terrakotta-Büste einer Frau mit Schandmaske
Preis auf Anfrage
Epoche
ca. 1650-1670
Material
Terracotta
Abmessungen
28.5 x 34 x 24 cm

Weltweite Lieferung möglich


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